NARRATIV-CHECK

Was hinter radika­li­sie­renden Botschaften steckt.

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NARRATIV-CHECK

Was hinter radikalisierenden
Botschaften steckt.

Apoka­lypse now what
Aus dem Netzwerk
Das Modell­projekt „Good Gaming“

Good Gaming – Well Played Democracy ist ein Projekt der Amadeu Antonio Stiftung und Modell­projekt des Bundes­pro­gramms „Demokratie leben!“.
Seit 2O2O unter­sucht es, wie rechts-alter­native Gruppie­rungen auf Gaming-Platt­formen aktiv sind und dort menschen­ver­ach­tende Inhalte verbreiten.
Projekt­leiter Mick Prinz beant­wortet uns ein paar Fragen.

Womit beschäftigt sich das Projekt „Good Gaming – Well Played Democracy“?

Mick Prinz: Wir wollen diffe­ren­ziert über Heraus­for­de­rungen und pädago­gische Chancen der Gaming-Welt berichten. Unser Fokus liegt auf der „extremen Rechten im Gaming“: Wir analy­sieren zum Beispiel, wo toxische Struk­turen auftauchen und wie eine Instru­men­ta­li­sierung durch extrem rechte Akteur*innen forciert wird. Zu Beginn standen bei uns Diskurse um die Anschläge in Halle und Christ­church im Mittel­punkt – wir haben beobachtet, wie diese Rechts­ter­ro­risten Bezüge zur Gaming-Welt herstellten. Wichtig ist uns aber, nicht nur über proble­matische Aspekte zu infor­mieren, sondern auch auf die vielen päda­gogischen und Demokratie­ fördernden Möglich­keiten hinzu­weisen, die Video­spiele und ihre Commu­nitys bieten. Unser Projekt­alltag sind Vorträge und Workshops mit Akteur*innen aus dem Gaming, aber auch zivil­ge­sell­schaft­lichen Playern.
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Was sind proble­ma­tische Aspekte des Gamings? 

Wir sehen, dass mittler­weile rechten Akteur*innen auf der Plattform Twitch eine Bühne geboten wird. Aber auch abseits von Twitch ist Moderation im Gaming selten. Viele Platt­formen lassen extrem rechte Inhalte unkom­men­tiert. Teile der Gaming-Welt sind geprägt von einem toxischen Klima, in dem sich margi­na­li­sierte Gruppen selten wohlfühlen. Dies betrifft vor allem spiel­in­terne Chats oder Kommentar­funktionen auf Steam, Discord oder Kick. Natürlich gibt es auch dort digitale Zivil­courage, sie bleibt aber die Ausnahme. Proble­ma­tisch sind auch rechts­extreme Modifi­ka­tionen bereits existie­render Video­spiele, eigene Propa­gan­da­spiele oder „Wehrmacht-Fangruppen“ – hier zeigt sich deutlich, wie die Gaming-Welt zu einem metapo­li­ti­schen Spiel­platz für die extreme Rechte geworden ist. Dennoch: Immer mehr Games und Entwickler*innen bauen Diver­sität in ihre Spiele ein und zeigen eine klare Haltung.
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Und welche Rolle spielen apoka­lyp­tische oder Untergangs­szenarien im Gaming?

Viele Video­spiele werfen Spieler*innen in Unter­gangs- oder postapo­ka­lyp­tische Szenarien. In „The Last of Us“ oder auch der „Fallout“-Reihe etwa müssen sich Spielende mit gesell­schaft­lichen Konflikten und postapo­ka­lyp­ti­schen Ökosys­temen ausein­an­der­setzen. Neben dem Überle­bens­kampf geht es hier auch um moralische und ethische Fragen. Es gibt ein paar eindeutig extrem rechte Video­spiele, welche rechte Dystopien in den Mittel­punkt rücken: In einem Spiel aus dem Umfeld der „Identi­tären Bewegung“ zum Beispiel bewegen sich Spieler*innen durch ein futuris­ti­sches Szenario, in dem persön­liche Freiheits­rechte im Sinne einer vermeint­lichen „Wokeness“ beschnitten werden. Eine gängige neurechte Erzählung, die auch in Video­spielen auftaucht. Die extreme Rechte vermischt apoka­lyp­tische mit geschichts­re­vi­sio­nis­ti­schen Erzäh­lungen und versucht, diese in eigenen Spielen zu verpacken. Aber auch wenn Propa­gan­da­spiele bisher die Ausnahme sind, sind rassis­tische, antise­mi­tische und trans­feind­liche Weltbilder in vielen Bereichen der Gaming-Welt präsent. Es liegt deshalb an Spieleentwickler*innen, Platt­formen und den Zocker*innen, dem entgegen­zutreten und für eine demokra­tische Zivil­ge­sell­schaft auch in Video­spielwelten einzu­stehen. 

Mehr zum Projekt „Good Gaming“ finden Sie hier.