Treffen Merkel-Putin: Vielleicht die letzte Chance, Oleg Sentsov zu retten
Marieluise Beck und Ralf Fücks: Wenn Kanzlerin Merkel den russischen Präsidenten trifft, geht es auch um Leben und Freiheit für Oleg Sentzov. Putin hat es in der Hand, die Beziehungen zur EU zu verbessern: Ende des hybriden Krieges in der Ostukraine und Freilassung des ukrainischen Filmemachers.
Wenn am Samstag Bundeskanzlerin Merkel den russischen Präsidenten Putin auf Schloss Meseberg empfängt, wird es neben der Ukraine, Syrien und der Sanktionsfrage auch um den Fall des ukrainischen Filmemachers Oleg Sentzov gehen, der in einem Schauprozess zu 20 Jahren Lagerhaft verurteilt wurde. Nach 96 Tagen im Hungerstreik (Stand Donnerstag) ringt er mit dem Tod. Er muss entlassen und sofort medizinisch betreut werden.
Wir erinnern daran, dass Sentzovs unschuldig ist. Der einzige Belastungszeuge hat seine Aussage, die durch Folter erpresst worden ist, im Prozess vor laufender Kamera widerrufen. Das Urteil ist Unrecht. Der einzige Grund, aus dem Sentzov lebendig begraben wurde, ist sein friedlicher Protest gegen die Annexion der Krim.
Die Kanzlerin befindet sich in einer starken Verhandlungsposition. Wegen der verschärften US-Sanktionen steht Putin unter Druck. Er sucht Entlastung in Europa. Es liegt in der Hand des russischen Präsidenten, für bessere Beziehungen mit der EU zu sorgen, indem er den hybriden Krieg in der Ostukraine beendet und Oleg Sentzov aus der Haft entlässt.
Noch ist es zu früh für Nachrufe auf Sentzov. Wir setzen darauf, dass die Kanzlerin gemeinsam mit anderen westlichen Regierungen die Initiative ergreift, sein Leben noch zu retten.
Dieser Text darf zu Pressezwecken frei verwendet werden. Marieluise Beck und Ralf Fücks stehen für Presseanfragen zur Verfügung: 030–25095870.