NARRATIV-CHECK

Was hinter radika­li­sie­renden Botschaften steckt.

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NARRATIV-CHECK

Was hinter radikalisierenden
Botschaften steckt.

Popkultur von rechts
How to deal with
Rechts­po­pu­lis­tische Memes

> Internet-Memes sind häufig harmlose Unter­haltung, doch auch rechts­extreme Akteur*innen nutzen sie als Kommu­ni­ka­ti­ons­stra­tegie zur Verbreitung ihrer Ideologien. Die Methode der aktiven Medien­arbeit bietet einen pädago­gi­schen Ansatz, um gerade junge Menschen in einem selbst­be­stimmten und kritisch-refle­xiven Umgang mit menschen­feind­lichen Inhalten zu unterstützen.

Rechts­extreme Gruppie­rungen agieren seit Jahren verstärkt online, um auch junge Nutzer*innen für ihre Ziele zu gewinnen. Dabei nutzen sie populis­tische Strategien wie Emo­tionalisierung, die Konstruktion von Feind­bildern oder kalku­lierte Provo­ka­tionen, um rechts­extremes Gedan­kengut gesell­schafts­fähig zu machen. Internet-Memes spielen dabei eine wichtige Rolle. Bei Memes handelt es sich um Inhalte, die oft aus Text-Bild-Kombi­na­­tionen bestehen und von Nutzenden beliebig erstellt, rekom­bi­niert und weiter verbreitet werden können. Jedoch können darunter auch Kurz­videos oder andere Formate, wie GIFs oder Sticker fallen. 

Rechts­po­pu­lis­tische Memes vermögen es, rechts­extreme Ideolo­gien, wie die Ablehnung des demokra­ti­schen Verfas­sungs­staates, Ungleich­wer­tig­keits­vor­stel­lungen oder die Verharm­losung des Natio­nal­so­zia­lismus vermeintlich humorvoll zu trans­por­tieren. Hinter dieser Fassade sind diskri­mi­nie­rende Botschaften nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. So taucht etwa auf Bildern der lustig wirkende Frosch Pepe (s. auch „Emoji-Legende“) vor Umrissen eines Vernich­tungs­lagers oder in Wehrmachts­uniform auf. Solche Darstel­lungen können für junge Menschen niedrig­schwellige Berüh­rungs­punkte sein, durch die der Kontakt zu rechts­extremen Akteur*innen und damit zu natio­na­lis­ti­schem, antise­mi­ti­schem, rassis­ti­schem sowie > antife­mi­nis­ti­schem Gedan­kengut befördert wird. Rechts­po­pu­lis­tische Memes sind mit ihren häufigen popkul­tu­rellen Anleihen und lebens­welt­lichen Bezügen insbe­sondere für Jugend­liche und junge Erwachsene attraktiv. Gerade junge Menschen befinden sich meist noch in einem politi­schen Sozia­li­sa­ti­ons­prozess und sind poten­ziell anfäl­liger für Beein­flussung. Dies bestätigt die Relevanz der pädago­gi­schen Bearbeitung rechts­populistischer Internet-Memes mit jungen Menschen. 

Aktive Medien­arbeit zur Ausein­an­der­setzung mit rechts­extremen Inhalten 

Die pädago­gische Arbeit zu Rechts­extre­mismus und rechts­po­pu­lis­ti­schen Memes kann Fachkräfte vor Heraus­for­de­rungen stellen. So kann im Rahmen pädago­gi­scher Angebote die Beschäf­tigung mit rechts­extremen Narra­tiven und damit verbun­denen menschen­feind­lichen Aussagen zum Wieder­erleben von Diskri­mi­nie­rungs­er­fah­rungen bei Betrof­fenen oder gar zu deren (Re-)Traumatisierung führen. Ebenso können emotio­na­li­sie­rende Themen zu einer konflikt­reichen Gesprächs­at­mo­sphäre führen. 

Aktive Medien­arbeit vermag es, junge Menschen in ihrem Umgang mit proble­ma­ti­schen Memes zu stärken und zu sensi­bi­li­sieren. Bei diesem medien­päd­ago­gi­schen Ansatz erstellen Zielgruppen wie Kinder, Jugend­liche oder Erwachsene unter einer fachge­rechten pädago­gi­schen Anleitung eigene Medien­pro­dukte wie Podcasts, Filme oder Memes. Ziel ist es, durch einen aktiven und kreativen Umgang sowie eine kritische Ausein­an­der­setzung mit Medien, die eigene Medien­kom­petenz zu fördern. Ein leitendes Prinzip dabei ist, dass die Teilneh­menden mit ihren Bedürf­nissen, Sicht­weisen und Themen selbst im Zentrum des jewei­ligen Angebots stehen.

Beispiele und Erfah­rungen aus der Praxis

Das bereits abgeschlossene Projekt „bildmachen“ veran­schau­licht, wie aktive Medien­arbeit wirken kann. Es beschäftigt sich mit religiös-extre­mis­ti­schen Ansprachen auf Social Media und wurde vom JFF – Institut für Medien­päd­agogik in Forschung und Praxis zusammen mit ufuq.de durch­ge­führt. Im Rahmen des Projekts entwi­ckelten die Teilneh­menden eigene Memes zu Themen, die auch in islamis­ti­schen Ansprachen vorkommen. Der Fokus lag dabei auf dem Gestaltungs­prozess in der Gruppe sowie auf der Ausein­an­der­setzung mit dem eigenen Meme bei der anschlie­ßenden Diskussion im Plenum. Ziel war es, junge Menschen gegenüber extre­mis­ti­schen Ansprachen zu stärken. 

Das Projekt zeigte, dass eine aktive Einbindung der jungen Menschen und ihre daraus entste­hende Rolle als kreative Gestalter*innen, Selbst­wirk­sam­keits­er­fah­rungen stärken und Überfor­de­rungs­mo­menten entge­gen­wirken kann. Zugleich benutzten die Teilneh­menden bei der Gestaltung lebens­weltnahe, niedrig­schwellige, kreative und teils non-verbale Ausdrucks­formen, die Gesprächs­hürden abbauen konnten. Die erstellten Memes gaben dabei Anlass, zu Themen wie Religion, Zugehö­rigkeit, Diskri­mi­nierung und Geschlech­ter­rollen sowie deren jewei­ligen proble­ma­ti­schen Ausle­gungen durch extre­mis­tische Akteur*innen ins Gespräch zu kommen. So vermag es die aktive Medien­arbeit, junge Menschen darin zu unter­stützen, menschenfeind­liche Medien­in­halte zu erkennen und zugleich Erfah­rungs­räume für demokra­tisch geführte Diskus­sionen und Ausein­an­der­set­zungen zu schaffen.

 

Franziska Koschei ist wissen­schaft­liche Mitar­bei­terin beim JFF – Institut für Medien­pädagogik in Forschung und Praxis. Ziel des JFF ist es, Menschen bei der kompe­tenten Nutzung von Medien zu unter­stützen – zum Beispiel durch Projekte aus dem Bereich der politi­schen Medien­bildung wie „Der Elefant im Raum“ oder „RexMemes“.

GLOSSAR

Antife­mi­nismus

ist eine Gegen­be­wegung zu feminis­ti­schen Anliegen wie Gleich­be­rech­ti­gungs­be­stre­bungen, der Selbst­be­stimmung von Frauen und queeren Personen, der Bekämpfung von > Sexismus oder der Abschaffung patri­ar­chaler Struk­turen. Antife­mi­nismus kann sowohl gegen Feminismus als kollektive Bewegung gerichtet sein als auch konkret gegen Frauen- und Gleich­stel­lungs­arbeit. Verbindend ist häufig ein antili­be­rales oder am Ideal der Dominanz von Männern über Frauen ausge­rich­tetes Weltbild, wie es auch Rechts­konservative oder rechts­extreme Szenen auszeichnet.
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Memes (Internet-Memes)

sind digitale Medien­in­halte wie Bild-Text-Kombi­na­tionen, Kurzvideos oder GIFs, die von Nutze­rinnen und Nutzern repro­du­ziert, abgewandelt und verbreitet werden und durch massen­hafte Bezug­nahme viral gehen. Memes sind oft humorvoll oder satirisch, sie können auch politische oder menschen­feind­liche Ideologien transportieren.
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Sexismus

ist ein Oberbe­griff für Einzel­phä­nomene von Diskri­mi­nierung auf der Grundlage des Geschlechts. Sie alle umfassen die Fixierung auf eine Geschlechts­ordnung, in der Frauen eine den Männern unter­legene soziale Rolle zugewiesen wird und schlagen sich in Rollen­vor­stel­lungen, Geschlech­ter­ste­reo­typen und Verhal­tens­weisen nieder.