NARRATIV-CHECK

Was hinter radika­li­sie­renden Botschaften steckt.

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NARRATIV-CHECK

Was hinter radikalisierenden
Botschaften steckt.

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Apoka­lypse now what
Apoka­lyptik in Verschwörungserzählungen
und „Alter­na­tiv­medien“

Von der Endzeit zum Endkampf

von Markus Linden

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Apoka­lypse now what
Apoka­lyptik in Verschwö­rungs­er­zäh­lungen und „Alter­na­tiv­medien“
Von der Endzeit zum Endkampf

von Markus Linden

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Apoka­lyptik und Endzeit­fan­tasien sind in sogenannten „Alter­na­tiv­medien“ weit verbreitet. Dies gilt vor allem für verschwö­rungs­ideo­lo­gische und rechts­extreme Portale: Für sie gehört die Beschwörung angeb­licher „satani­scher Pläne“ einer mächtigen Elite, etwa zur Abschaffung der Menschheit, zum Geschäfts­modell. Aber auch unter­schied­liche politische Akteu­rInnen greifen auf die Rhetorik der Apoka­lyptik zurück. Sie unter­streicht die Dring­lichkeit ihrer Anliegen und erzeugt Aufmerk­samkeit. Die zugespitzte Apoka­lyptik erleichtert aber auch den Schritt zum verschwö­rungs­ideo­lo­gi­schen oder rechts­extremen Aktivismus. Proble­ma­tisch ist es, wenn Apoka­lyptik dazu genutzt wird, eine antide­mo­kra­tische Agenda hoffähig zu machen.

„Tödliche Agenda: Der Plan ist durch­schaut!“, titelte das öster­rei­chische Video­portal > AUF1 im November 2022. „Den Globa­listen geht es um Macht und Kontrolle“, beginnt Stefan Magnet die Sonder­sendung. Der Chefre­dakteur des Online-Senders, bekannt für seine Kontakte in die rechts­extreme Szene, gibt sich als Aufklärer, der das endgültige Ziel seiner Gegner kennt: „Kontrolle über die mensch­liche Fortpflanzung, Kontrolle der Repro­duktion, der Frucht­barkeit. Denn dieje­nigen, die kontrol­lieren, wer sich fortpflanzen darf, die kontrol­lieren das Leben an sich.“ Die angeblich absehbare Unfrucht­barkeit der Menschheit markiere diesen Moment der Fortpflan­zungs­kon­trolle – ein „satanische(r) Plan“, resümiert Magnet.[1]

 

Grundlage hierfür sei der > Trans­hu­ma­nismus – ein Schlagwort, das bei AUF1 häufig vorkommt und Verbin­dungen zwischen unter­schied­lichsten Verschwö­rungs­be­haup­tungen schafft. Es gehe dabei darum, „den Großteil der Menschen abzuschaffen, den Rest zu unter­jochen und 0,001 Prozent der Weltbe­völ­kerung für immer an die Spitze der Pyramide zu stellen“.[2] Als Urheber dieses angeb­lichen Plans fungiert regel­mäßig eine unspe­zi­fische Gruppe, die > Globa­listen [3] genannt wird. Zu ihnen gehöre insbe­sondere das Weltwirt­schafts­forum und dessen Vorsit­zender Klaus Schwab, der eine „Total­zer­störung der Wirtschaft“ anstrebe.[4] Danach könnten die „big player“ die alleinige Macht und Kontrolle übernehmen, so die These der herbei­fan­ta­sierten Dystopie Magnets.

 

Zuschaue­rInnen finden auf dem Portal neben solchen Verschwö­rungs­theorien zahlreiche Inter­views mit FPÖ- oder AfD-Politi­ke­rInnen. > „Great Reset“ und > Großer Austausch [5] lauten weitere Schlag­worte, die AUF1 bedient. Immer wieder geht es dabei um angeblich absichtlich hervor­ge­rufene Chaos- oder Krisen­si­tua­tionen. Die wechselnden Unter­stel­lungen: Um eine Eliten­herr­schaft zu sichern, wolle man das „normale“ Leben lahmlegen, die Bevöl­kerung erst einmal durch Migran­tInnen ersetzen oder durch die Covid-Impfung dezimieren. Innere Wider­sprüche der einzelnen Erzähl­stränge werden mit Drastik zugekleistert.

AUF1.TV

ist ein öster­rei­chi­scher Online-Sender und existiert seit 2021. Er verbreitet radikale, häufig antise­mi­tische oder rassis­tische Verschwö­rungs­ideo­logien. Chefre­dakteur ist der u. a. durch seine Verbin­dungen in die rechts­extreme Szene bekannte Stefan Magnet. Auf1 ist in Deutschland auf (rechten) Protesten gegen Corona-Maßnahmen sowie im Kontext von Ukrai­ne­krieg und Energie­krise präsent. Seit 2022 leitet ein ehema­liger Mitar­beiter des rechts­extremen > Compact-Magazin das Deutschland-Büro.

Geschäfts- und Ideolo­gie­modell „Paranoia“

AUF1 ist ein besonders eindrück­liches Beispiel für ein größeres Phänomen. Schon eine oberfläch­liche Betrachtung radikal­op­po­si­tio­neller Portale aus dem Bereich der „Alter­na­tiv­medien“ zeigt, dass zugespitzte Krisen- oder gar Endzeit­sze­narien hier en vogue sind. Überra­schend ist das nicht. Die Apoka­lyptik ist szene­ty­pisch und unter­streicht die vermeint­liche Dring­lichkeit der eigenen Anliegen. Und sie sorgt für Aufmerk­samkeit. Ideolo­gisch und ökono­misch – viele „Alter­na­tiv­medien“ leben von Spenden, Klick­zahlen und Produkt­verkauf – macht dysto­pische Rhetorik gerade im Zusam­menhang mit verschwö­rungs­theo­re­ti­schen Inhalten Sinn. Die Imagi­nation eines elitären Gegners mit Geheim­agenda, der für alles herhalten muss, dient als Stilmittel für das Schüren von Paranoia. Letztlich geht es darum, die Rezipi­en­tInnen von der angestammten Medien­land­schaft und Politik­wahr­nehmung zu entkoppeln. So entsteht dann eine treue Anhän­ger­schaft für die eigenen Portale und die ihnen naheste­henden, zumeist rechts­ra­di­kalen Parteien.

Die mediale Verbreitung der Apoka­lyptik hat sich in den letzten Jahren verändert und inten­si­viert. Grund­sätzlich neu ist die skizzierte Rhetorik aber nur in Bezug auf den konkreten Inhalt. Die Apoka­lyptik selbst ist ein angestammtes Element von Verschwö­rungs­theorien, die stets vorgeben, geheime Mächte und ihre vermeint­lichen Absichten zur Zerstörung der Welt oder gesell­schaft­lichen Ordnung zu benennen. Dabei gibt es deutliche Bezugs­punkte zum christ­lichen Funda­men­ta­lismus und zum Rechts­extre­mismus. Dafür steht insbe­sondere das Werk des Staats­rechtlers Carl Schmitt, der eine univer­selle liberale Werte­ordnung auch deshalb ablehnte, weil er sie als Ausdruck satani­scher Bestre­bungen zur Ersetzung göttlicher Ordnung ansah. [6] Insbe­sondere der Putin-Propa­gandist Alexander Dugin hat Schmitt in dieser Weise aufge­griffen. [7] Er beschwört einen Endkampf zwischen dem tradi­tio­na­lis­ti­schen Putin-Regime und dem moder­nis­ti­schen, als „satanisch“, übergriffig und destruktiv skizzierten liberalen Westen.[8] Ganz im Stile Dugins recht­fertigt der russische Patriarch Kyrill den Krieg gegen die Ukraine mit dem Ziel, „das globale apoka­lyp­tische Ende abzuwenden“.[9] Darüber hinaus gibt es auch eine esote­rische Tradition, die Moderne als letztlich apoka­lyp­tische Abkehr von der natür­lichen Ordnung zu deuten. Dafür steht etwa das Werk des Tradi­tio­na­listen René Guénon, der von Dugin und Schmitt rezipiert wurde. [10]

Apoka­lyptik als Kitt antide­mo­kra­ti­scher Allianzen

Auch in der links­ra­di­kalen Szene sowie in Publi­ka­tionen, die für eine Querfront werben, kommt syste­ma­tisch apoka­lyp­tische Rhetorik zum Einsatz, an die sich häufig Kampf­aufrufe anschließen. Das 2007 anonym verfasste franzö­sische Manifest „Der kommende Aufstand“ spricht vom „Krieg, der rundherum tobt“ und plädiert dafür, „[a]us jeder Krise ein Feuer [zu] machen“. [11] Im Schluss­ka­pitel des in dieser Tradition stehenden, ebenfalls anonym publi­zierten „Konspi­ra­tio­nis­ti­schen Manifests“ (2022) heißt es kryptisch: „Die nun überall offen zu Tage tretende anthro­po­lo­gische und plane­ta­rische Verwüstung ist das Ergebnis eines Prozesses, der vielleicht mit der Entstehung der Zivili­sation begann, um nicht zu sagen mit unserer Trennung von der ‚Natur‘.“ Der Handlungs­aufruf kommt umso direkter: „Wir wollen uns rächen. Uns rächen für diese zwei Jahre weißer Folter.“ [12] Gemeint sind die Corona-Maßnahmen, aber die konkreten Anknüp­fungs­punkte für eine vermeint­liche Notwehrlage gegen die drohende Apoka­lypse sind austauschbar.

Damit korre­spon­diert eine Anschluss­fä­higkeit an verschiedene ideolo­gische Tradi­tionen. In Deutschland wurde die Buchausgabe des „Konspi­ra­tio­nis­ti­schen Manifests“ beim rechts­extremen Institut für Staats­po­litik von Anselm Lenz vorge­stellt, [13] einem ursprünglich von links kommenden und mittler­weile weit rechts etablierten Aktivisten und Heraus­geber des Mobili­sie­rungs­organs Demokra­ti­scher Wider­stand. Lenz’ Auftritt beim Institut für Staats­po­litik sowie die dort mitunter betriebene Dugin-Adaption[14] zeigen: Die Neue Rechte nutzt das Stilmittel der Apoka­lyptik, um breitere Allianzen bilden zu können. Aus den bishe­rigen Beispielen wird deutlich: Endzeit­sze­narien fungieren als Binde­glied zwischen verschie­denen ideolo­gi­schen Tradi­tionen und Wider­stands­mi­lieus, als drastische Illus­tration für die Dring­lichkeit eigener Anliegen, als Bestandteil verschwö­rungs­theo­re­ti­scher Narrative, als Trigger für religiös oder esote­risch motivierte Bezüge sowie als Aufmerk­sam­keitstool. Außerdem erleichtert die Apoka­lyptik den Schritt von der Pseudo-Analyse mittels falscher Behaup­tungen hin zum verschwö­rungs­ideo­lo­gi­schen und/​oder rechts­extremen Aktivismus. „Das Bedro­hungs­sze­nario ist total und erfordert daher den bedin­gungs­losen Einsatz der erwachenden Menschheit“, sagt zum Beispiel Stefan Magnet in dem oben zitierten AUF1-Video. [15]

Compact-Magazin

ist ein rechts­extre­mis­ti­sches Magazin mit völkisch-natio­nalen, verschwö­rungs­ideo­lo­gi­schen, prorus­si­schen und radikal antiwest­lichen Inhalten. Neben dem Monats­ma­gazin mit einer Auflage von (nach eigenen Angaben) 40.000 Exemplaren werden geschichts­re­vi­sio­nis­tische Sonder­aus­gaben und das Video-Format Compact TV veröf­fent­licht. Geschäfts­führer und Chefre­dakteur ist Jürgen Elsässer. Er gilt al zentraler Akteur der neurechten Szene.

Das „Erwachen“ als Heilserwartung

Besonders ausge­prägt präsen­tiert das AfD-nahe, verschwö­rungs­theo­re­tische und rechts­extreme > Compact eine solche aktivis­tische Agenda. Die apoka­lyp­tische Rhetorik wird hier regel­mäßig zum Kampf­aufruf benutzt, etwa 2021 im Sonderheft „Das große Erwachen. Der spiri­tuelle Kampf gegen den Great Reset“. [16] Bereits der Titel spielt auf den rechts­extremen > QAnon-Kosmos an, in dem Great Awakening das schluss­end­liche Erkennen der angeblich „wahren Zusam­men­hänge“ bezeichnet. Auch Alexander Dugin wird bei Compact als Säulen­hei­liger präsen­tiert. In dessen Buch „Das große Erwachen gegen den Great Reset“ wird Russland zum christ­lichen Endkampf gegen den Libera­lismus und die westliche Moderne aufge­rufen. [17] Im Compact-Sonderheft umreißt Dugin die Idee eines „Großen Erwachens“ von links und rechts, mit dem die Massen gegen die „Hölle“ aufbe­gehren. [18]

„Das letzte Gefecht“ und „Die heilige Pflicht zum Wider­stand“ lauten typische Zwischen­über­schriften in der Sonder­ausgabe. [19] Und auf der Website wird das Sonderheft mit dem Verweis auf den anste­henden „Great Reset“ beworben. Die angeb­lichen Pläne zum Eingriff in die biolo­gi­schen Grund­lagen der Menschheit seien „[w]ahrhaft apoka­lyp­tisch“: „Diesem satani­schen Tun gilt es Einhalt zu gebieten! Jetzt!“ [20]

Eva Herman Offiziell

Mit Eva Herman Offiziell betreibt die ehemalige Nachrich­ten­spre­cherin einen „alter­na­tiven“ Telegram-Kanal mit 190.000 Abonne­ments. Mit ihrem Partner Andreas Popp verbreitet sie u. a. in regel­mä­ßigen Podcasts radikal verschwö­rungs­ideo­lo­gische und rechts­po­pu­lis­tische Inhalte, aber auch Esoterik und Produkt­werbung u. a. für Prepper-Merchandise. 2020 berichtete der Spiegel, Herman und Popp planten in Kanada eine Kolonie mit Hunderten Rechts­extremen zu errichten.

Jenseits der extremen Rechten ist der Podcast der ehema­ligen Tages­schau-Sprecherin > Eva Herman und ihres Partners (des Verschwö­rungs­theo­re­tikers Andreas Popp vom Portal Wissens­ma­nu­faktur) eine Fundgrube für den instru­men­tellen Einsatz von Unter­gangs­sze­narien, mit denen an Krisen von Corona bis Ukrai­ne­krieg angeknüpft wird. „Es ist der klassische Kampf, Licht gegen Dunkel, der läuft jetzt“ [21], erläutert Herman in dem passend „Stabil durch den Wandel“ benannten Format. Typisch ist auch die folgende Wortwahl: „Das ist der Zusam­men­bruch, der Great Reset. Das ist auch das Ziel der Leute, die eben sich die Welt Untertan machen wollen.“ [22] Oder: „Es gibt eine Trans­for­mation, man kann sie das > Jüngste Gericht nennen.“ [23]

Mit Trans­for­mation sind etwa Innova­tionen wie die Digita­li­sierung oder Künst­liche Intel­ligenz gemeint, die den Menschen von seinem Inneren und seiner wahren Bestimmung lösen würden. Herman fabuliert recht zusam­men­hanglos, stellt zahlreiche religiöse Bezüge her und möchte – ganz im Sinne René Guénons – die Bedeutung der „Inneren Stimme“ gegenüber dem „Verstand“ stärken. [24] Eine gewisse Logik gibt es aber doch: Ein allge­meines Unter­gangs­sze­nario wird mit einer Heils­er­wartung für die angeblich Wissenden verknüpft.

Die Gefahr der Scharnierakteure

Bei den Medien­pro­duk­tionen von bekannten Verschwö­rungs­theo­re­ti­ke­rInnen und ihren Portalen von Eva Herman Offiziell bis AUF1 und Compact ist der instru­men­telle Einsatz von Apoka­lyptik sehr deutlich zu erkennen. [25] Ein beson­deres Problem stellt sich jedoch, wenn Akteu­rInnen als Schar­niere zwischen verschwö­rungs­theo­re­ti­schen und/​oder rechts­extremen Milieus auf der einen sowie herge­brachter Öffent­lichkeit auf der anderen Seite fungieren. Die Agenda wird mitunter kreativ verpackt und setzt an virulenten Themen an. Der ehemalige Präsident des Bundes­amtes für Verfas­sungs­schutz Hans-Georg Maaßen ist ein Beispiel dafür. Bewusst bezieht er sich auf apoka­lyp­tische Verschwörungserzählungen,

formu­liert sie aber nicht aus. So kann er als Binde­glied zum demokra­ti­schen Konser­va­tismus wirken. Als Vorsit­zender der sogenannten „Werte­union“ führte Maaßen auf einer rechts­ra­di­kalen Konferenz in Ungarn aus, die Politik wolle Deutschland und Europa mittels Migration absichtlich „desta­bi­li­sieren“. [26] Sein Umfeld bezeichnet er als die Mutigen, die aufstünden gegen eine „in Teilen auch wirklich bösartig gewordene und mit Vernich­tungs­willen agierende politisch­me­diale Elite“. [27]

Hier zeigt sich deutlich, wie die verschwö­rungs­theo­re­tische Apoka­lyptik ideolo­gisch genutzt werden kann: zur Verwi­schung von Grenzen, zum Hoffä­hig­machen eines gegen die gewal­ten­teilige und auf Indivi­du­al­rechten beruhende Demokratie gerich­teten Programms. Es ist darum nicht überra­schend, dass Maaßen auch bei AUF1 zu Gast war. [28] Die sogenannten „Alter­na­tiv­medien“ sind die mediale Heimat der neuen Endzeit­apo­logetik, die Apoka­lypse ist Teil ihres Geschäfts- und Mobilisierungsmodells.

Markus Linden ist Politik­wis­sen­schaftler und außer­plan­mä­ßiger Professor an der Univer­sität Trier. Er forscht u. a. zu Rechts­po­pu­lismus, „Alter­na­tiv­medien“ und Verschwörungstheorien.

Fußnoten


[1] Tödliche Agenda: Der Plan ist durch­schaut!, Video mit Stefan Magnet v., Auf1.TV, 12.11.2022, 00:00–01:44.

[2] A. a. O., 06:15–06:26.

[3] A. a. O., Beitragstext.

[4] A. a. O., 19:11–19:18.

[5] z.B. Great Reset und Großer Austausch: In Wien und Steyr wurde aufmar­schiertam, AUF1.TV,  05.12.2022.

[6] Vgl.: Markus Linden: Carl Schmitt – Angst vorm Antichristen, Zeit-Online, 31.01.2023, abrufbar unter https://www.zeit.de/kultur/2023–01/carl-schmitt-verschwoerungstheorien-ideologie. Vgl. a. Raphael Gross: Carl Schmitt und die Juden. Eine deutsche Rechts­lehre, Frankfurt a.M. 2000, Kap. IV.

[7] Markus Linden: Alexander Dugin und Carl Schmitt – Zur prakti­schen Relevanz von Antichrist-Verschwö­rungs­theorien, in: Dialog Forum, 24.04.2023, abrufbar unter https://forumdialog.eu/2023/04/24/alexander-dugin-und-carl-schmitt-zur-praktischen-relevanz-von-antichrist-verschwoerungstheorien/.

[8] Paradig­ma­tisch dafür steht seine „Rede bei der Eröffnung des XXIV. Russi­schen Weltvolksrats“ im Herbst 2022.

[9] Zit. n.: Patriarch Kirill: Russland ist „Insel der Freiheit“, Zeit-Online/dpa v. 25.10.2022, abrufbar unter https://www.zeit.de/news/2022–10/25/patriarch-kirill-russland-ist-insel-der-freiheit.

[10] René Guénon: Die Krisis der Neuzeit, Olten/​Köln 1950 [zuerst 1927].

[11] Unsicht­bares Komitee: Der kommende Aufstand (2007/​2010), abrufbar unter http://www.trend.infopartisan.net/trd1210/insurrection.pdf, S. 44 u. 80.

[12] o. V.: Konspi­ra­tio­nis­ti­sches Manifest (2022), Kap. 11, abrufbar unter http://magazinredaktion.tk/konspiration/kapitel11d.php.

[13] Vgl.: kanal schnellroda: „Das Konspi­ra­tio­nis­tische Manifest“ – Lenz, Lichtmesz und Kubit­schek auf der IfS-Winter­aka­demie, YouTube, 15.02.2023.

[14] Exempla­risch zeigt sich dies anhand der Dugin-Exegese durch die neurechte Autorin Caroline Sommerfeld: Caroline Sommerfeld: Dugins Deutung, Sezession-Online, 04.06.2023.

[15] Tödliche Agenda: Der Plan ist durch­schaut!, Auf1.TV, 12.11.2022, 29:39–29:45.

[16] Compact-Spezial Nr. 32: Das große Erwachen. Der spiri­tuelle Kampf gegen den Great Reset, 2021.

[17] Alex­an­der Dugin: Das Große Erwa­chen gegen den Great Reset. Trum­pis­ten gegen Glo­ba­lis­ten, London 2021.

[18] Alex­an­der Dugin: Ein Schrei aus der Hölle, in: Compact-Spezial Nr. 32, S. 66–70.

[19] Compact-Spezial Nr. 32: Das große Erwachen. Der spiri­tuelle Kampf gegen den Great Reset, 2021, S. 27 u. 39.

[20] A. a. O. Beschrei­bungstext zu Compact-Spezial Nr. 32: Das große Erwachen. Der spiri­tuelle Kampf gegen den Great Reset im Compact-Shop.

[21] Eva Herman/​Andreas Popp: Stabil durch den Wandel, 9.5.2022, 18:41–18:46.

[22] Eva Herman/​Andreas Popp: Stabil durch den Wandel, 6.5.2022, 26:42–26:51.

[23] Eva Herman: Abend­gebet, 01.05.2022, 15:34–15:39.

[24] A. a. O., 09:55–10:45.

[25] Vgl. dazu (mit Nachweisen) Markus Linden: „Z“ wie Endkampf – Die verschwö­rungs­ideo­lo­gische Renais­sance der Apoka­lypse, auf: „Gegner­analyse – Gegen­medien als Radika­li­sie­rungs­ma­schine“ des Zentrums Liberale Moderne, Mai 2022, abrufbar unter https://gegneranalyse.de/markus-linden-z-wie-endkampf-die-renaissance-der-apokalypse/.

[26] Andrea Becker/​Silvio Duwe: CPAC-Konferenz in Ungarn. Rechts­außen unter sich, auf tagesschau.de v. 05.05.2023, abrufbar unter https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/ultrakonservative-rechtsextreme-ungarn-usa-100.html.

[27] Hans-Georg Maaßen (@HGMaassen): Wir können die Medien nicht dazu bringen…, Twitter, 06.05.2023.

[28] Hans-Georg Maaßen: „Nie wieder Sozia­lismus!“, Video v. 10.04.2023, AUF1.TV.

GLOSSAR

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Globa­listen

ist ein in rechts­extremen Kreisen verbrei­teter Code für einen antise­mi­ti­schen Verschwö­rungs­mythos. Kernelement ist die Vorstellung einer inter­na­tio­nalen Elite, die das Welt­geschehen steuere und die Menschheit bekämpfe – etwa mithilfe von Überwa­chung, Grund­rechts­ein­schrän­kungen oder der Erzeugung von Krisen.

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Great Reset

Diese Verschwö­rungs­er­zählung greift auf eine Initiative des Weltwirt­schafts­forums und seines Gründers Klaus Schwab für eine postpan­de­mische Weltordnung zurück, die im Sinne einer teilweise antise­mi­ti­schen konspi­ra­tiven Erzählung umgedeutet wird. In dieser beherrscht eine reiche mächtige Elite die Welt oder plant eine Neue Weltordnung.

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Großer Austausch (Umvolkung, Volks­austausch, Bevölkerungsaustausch)

ist eine rassis­tische Verschwö­rungs­er­zählung, der zufolge eine imagi­nierte homogene, weiße, christ­liche Bevöl­kerung in Europa oder den USA durch Migration ersetzt werden soll. Dieses Vorhaben würde von herrschenden Eliten wie den > Globa­listen voran­getrieben durch Einwan­de­rungs­ge­setze, eine sinkende Gebur­tenrate oder durch Abtrei­bungs- und LGBTIQ-Rechte. 

Rechts­extreme greifen das Thema auf, um die eigene Position zu stützen und Hass gegen Menschen mit Migra­ti­ons­bio­grafie und Misstrauen gegen politisch Verant­wort­liche zu schüren. In der Vergan­genheit beriefen sich rechts­extreme Atten­täter etwa in Utøya, Christ­church oder Halle auf einen angeb­lichen Großen Austausch und legiti­mierten ihre Morde als Notwehr.

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Jüngstes Gericht

ist die Vorstellung eines (göttlichen) Gerichts am Ende des Weltge­schehens, vor dem die Menschheit für ihre Taten Rechen­schaft ablegen muss. Im Kontext der Corona-Pandemie wurde in verschwö­rungs­ideo­lo­gi­schen Kreisen ein Tag der Abrechnung mit Verant­wort­lichen aus Politik, Wissen­schaft und Medien angekündigt.

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QAnon

ist eine Verschwö­rungs­theorie mit rechts­extremem Hinter­grund, die in den USA entstanden ist. Der anonyme Nutzer „Q clearance Patriot“ veröf­fent­lichte 2017 angeblich exklusive Infor­ma­tionen, wonach Donald Trump den > Deep State einer geheimen Elite bekämpfen würde. Der Nutzername spielt auf einen angeb­lichen Zugang zu Geheim­in­for­ma­tionen der US-Regierung an. Mit der Behauptung vom Blutkult eines weltum­span­nenden Geheim­bundes knüpft QAnon an Kernele­mente rechts­extremer und antise­mi­ti­scher Ideologeme an.

Auch im deutsch­spra­chigen Raum ist die Verschwö­rungs­er­zählung verbreitet. Blogs oder Messenger-Kanäle unter­schied­licher Reich­weite nehmen auf sie Bezug..

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Trans­hu­ma­nismus

als Verschwö­rungs­er­zählung ist ein Sammel­be­griff für alle möglichen Instru­mente im Plan einer Elite, die Menschheit abzuschaffen oder ihre Entmensch­li­chung voran­zu­treiben. Zu ihnen zählen die angeblich syste­ma­tische gentech­nische Verän­derung durch Impfungen, vollständige Überwa­chung durch Digita­li­sierung oder eine Bevölkerungs­reduktion durch Gebur­ten­kon­trolle. Kehrseite des Trans­humanismus ist häufig eine roman­ti­sie­rende Vorstellung von Natur und Gesell­schaft. Die Koppelung des Begriffs an gesell­schaft­liche Debatten und Entwick­lungen macht die Behauptung der „trans­hu­ma­nis­ti­schen Agenda“ anschluss­fähig an unter­schied­liche Verschwö­rungs­er­zäh­lungen. Der Trans­hu­ma­nismus ist eng verbunden mit den Vorstel­lungen vom u Great Reset, dem u Deep State und den u Globalisten.