In memoriam Iryna Solonenko (+22.09.2024)

Die Trau­er­feier für Iryna Solonenko fand am 30.09.24 in Berlin statt.

Die Beer­di­gung wird zu einem späteren Zeitpunkt in der Ukraine statt­finden. Weitere Infor­ma­tionen dazu werden folgen.

In den kommenden vier Wochen wird in den Räum­lich­keiten des Zentrum Liberale Moderne ein Kondo­lenz­buch ausliegen, in dem Sie Ihre Gedanken und Erin­ne­rungen an Iryna fest­halten können. Wir freuen uns über Ihre Einträge und danken Ihnen für Ihre Anteilnahme.

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Rede zur Eröffnung der Trau­er­feier für Iryna Solonenko, von Ralf Fücks

Liebe Freun­dinnen und Freunde von Iryna,

vielen Dank, dass ihr alle an diesem strah­lenden Herbsttag gekommen seid – welch ein Kontrast zu dem traurigen Anlass, weshalb wir uns heute versam­meln, um an Iryna zu erinnern und über sie zu sprechen.

Wir wissen nicht, was von einem Menschen jenseits seiner sterb­li­chen Hülle bleibt, wenn sein Herz aufhört zu schlagen. Was auf jeden Fall bleibt, ist die Erin­ne­rung an ihn. Darin bleibt Iryna lebendig. An sie werden sich noch Viele für lange Zeit erinnern. Ich habe selten einen Menschen gekannt, der so leise und zurück­hal­tend war und zugleich einen so tiefen Eindruck auf so viele Menschen gemacht hat.

Das zeigen auch die vielen Beileids­be­kun­dungen, die uns in der letzten Woche aus allen Himmels­rich­tungen erreicht haben. So viel Freund­schaft, so viel Aner­ken­nung und Erschre­cken ange­sichts ihres allzu frühen Todes. Der Verlust eines lieben Menschen ist immer schlimm. Aber es macht doch einen Unter­schied, ob jemand am Ende eines langen, erfüllten Lebens stirbt oder ob ein Mensch mitten aus dem Leben gerissen wird.

Iryna hatte noch so viel vor. Und sie hinter­lässt eine kleine Tochter, die sie jetzt nicht mehr ins Leben begleiten kann. Das ist besonders bitter. Dieser Tod hat etwas Unge­rechtes. Das macht es schwer, ihn zu akzep­tieren. Viel­leicht war er am Ende aber doch eine Erlösung, als alle medi­zi­ni­sche Kunst vergebens war und ihr Körper seinen Dienst versagte.
Tröstlich war, dass sie in ihrer letzten Phase von lieben Menschen umgeben war – ihren Eltern, ihrer Schwester und einigen Freun­dinnen. Und für uns ist es ein kleiner Trost, wie dankbar sie war, dass sie bei LibMod eine geistige, poli­ti­sche und persön­liche Heimat gefunden hat. Bis zum Ende hielt sie engen Kontakt mit uns.

Auch wir sind dankbar, dass wir für einige schöne, atem­be­rau­bend intensive und produk­tive Jahre einen gemein­samen Weg gehen konnten. Sie war Kopf und Herz unseres Ukraine-Teams, der Motor hinter vielen Projekten und Begeg­nungen. Iryna war kein Mensch der großen, lauten Worte. Aber sie hatte unendlich viel Energie; von ihr ging eine stille Kraft aus. Und sie war unendlich tapfer, bis in ihre letzten Tage.

Iryna war eine ukrai­ni­sche Patriotin und eine über­zeugte Euro­päerin zugleich. Der Krieg gegen die Ukraine, die vielen Opfer und Zerstö­rungen, das Leid so vieler Menschen und die Zöger­lich­keit des Westens lagen ihr schwer auf der Seele. Aber sie haderte nicht. Sie arbeitete immer weiter, schrieb, sprach auf inter­na­tio­nalen Konfe­renzen, war eine gefragte Beraterin in der Politik und der Think Tank-Welt.

Nie drängte sie sich in den Vorder­grund. Aber ihre Stimme wurde gehört. Jetzt ist sie für immer verstummt. Lasst uns die Erin­ne­rung an Iryna bewahren und nicht nach­lassen im Einsatz für eine freie, euro­päi­sche Ukraine. Das zumindest sind wir ihr schuldig.

Ruhe in Frieden, Iryna.  – Ich bitte um eine Minute des Schweigens.


The mourning service for Iryna Solonenko took place on 30 September in Berlin.

The funeral will take place in Ukraine at a later date. Further infor­ma­tion will follow.

Over the next four weeks, a book of condo­lence will be available on the premises of the Zentrum Liberale Moderne, where you can record your thoughts and memories of Iryna. We look forward to your entries and thank you for your condolences.

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Speech at the opening of the memorial service for Iryna Solonenko, by Ralf Fücks

Dear friends of Iryna,

Thank you for coming on this bright fall day to grieve for Iryna, to remember her and to talk about her.

We don’t know what remains of a person beyond their mortal shell when their heart stops beating. What remains in any case is the memory of them. In this respect, Iryna remains alive. Many people will remember her for a long time to come. I have rarely known a person who was so quiet and reserved and at the same time made such a deep impres­sion on so many people.

This is also shown by the many condo­lences that have reached us from all direc­tions in the last week. So much friend­ship, so much reco­gni­tion and shock at her untimely death. The loss of a loved one is always difficult. But it makes a diffe­rence whether someone dies at the end of a long, fulfilled life or whether a person is torn out of the midst of life.

Iryna still had so many plans. And she leaves behind a young daughter, whom she can no longer accompany in life. This is parti­cu­larly bitter. There is something unjust about this death. That makes it hard to accept. But perhaps it was a release at the end, when all medical skill was in vain and her body failed. It was comforting that she was surrounded by loved ones in her final phase – her parents, her sister and some friends. And for us, it is a small conso­la­tion to see how grateful she was to have found a spiritual, political and personal home at LibMod. She remained in close contact with us until the end.

We are also grateful that we were able to share a few wonderful, breath­ta­kingly intense and produc­tive years together. She was the heart and soul of our Ukraine team, the driving force behind many projects and encoun­ters. Iryna was not a person of big, loud words. But she had endless energy; she radiated a quiet strength. And she was infi­ni­tely brave, right up to her last days.
Iryna was a Ukrainian patriot and at the same time a convinced European. The war in Ukraine, the many victims and destruc­tions, the suffering of so many people and the hesi­ta­tion of the West weighed heavily on her mind. But she did not struggle. She continued to work, write, speak at inter­na­tional confe­rences, and was a sought-after advisor in politics and the think tank world. She never pushed herself to the fore. But her voice was heard. Now she has fallen silent forever.

Let us keep Iryna’s memory alive and not slacken in our efforts to achieve a free, European Ukraine. That would be entirely in her spirit.
Rest in peace, Iryna. I ask for a minute of silence.