NARRATIV-CHECK

Was hinter radika­li­sie­renden Botschaften steckt.

.

NARRATIV-CHECK

Was hinter radikalisierenden
Botschaften steckt.


.

Apoka­lypse now what
Einführung
Vom Ende mit und ohne Schrecken –
Endzeit­er­zäh­lungen und politische Apokalyptik

von Felix Schilk

.
.
.
.
.

Apoka­lypse now what
Einführung
Vom Ende mit
und ohne
Schrecken –
Endzeit-
erzählungen
und politische
Apokalyptik

von Felix Schilk.
.

Das Konzept der Apoka­lypse im Sinne einer „Offen­barung“ stammt aus religiösen Texten. Dort wurde es genutzt, um Gläubigen von Verän­de­rungen und dem Untergang der bekannten Welt zu erzählen. Mit der Zeit hat die Apoka­lypse aber Einzug in den Alltag gehalten. Sie prägt Popkultur genauso wie die mediale Berichterstattung.

Die Apoka­lypse oder die Deutung eines Geschehens als apoka­lyp­tisch ist auch in der Politik weit verbreitet. Sie erzeugt Dring­lichkeit und mobili­siert Affekte – ein Thema erhält so einen beson­deren Nachdruck. Diese Zuspitzung birgt aber auch Gefahren: Die Gegen­über­stellung von Gut und Böse etwa erzeugt Ressen­ti­ments oder Feind­bilder, die häufig daran anschlie­ßende Vorstellung eines > Tag X kann als Aufruf zum Aufstand oder Staats­streich gelesen werden. Diese apoka­lyp­ti­schen Erzähl­muster zu erkennen, hilft beim Verständnis politi­scher Ideologien.

Eine Flutwelle löscht die Zivili­sation aus, eine Pandemie gerät außer Kontrolle, ein militä­ri­scher Zwischenfall eskaliert zum Atomkrieg, Maschinen versklaven die Menschheit, Außer­ir­dische übernehmen die Erde – seit jeher üben Unter­gangs­fan­tasien eine besondere Anzie­hungs­kraft auf Menschen aus. Sie sind mit starken Gefühlen wie Angst, aber auch mit Hoffnung verbunden. Filme, Texte, Musik und andere mediale Darstel­lungen stecken deshalb voller apoka­lyp­ti­scher Zeichen, die kultur­über­greifend verstanden werden. Aber was genau ist die Apoka­lypse eigentlich?

Der Begriff geht auf das griechische Άποκάλυψις zurück und bedeutet „Enthüllung“ oder „Offen­barung“. Im engeren Sinne ist die Apoka­lypse ein religiöses Deutungs­muster und in den religiösen Texten und Schöp­fungs­mythen vieler Kulturen zu finden. Apoka­lypsen erzählen von Schwel­len­er­eig­nissen und grund­le­genden Verän­de­rungen, in denen sich Gott zu erkennen gibt und ein abschlie­ßendes oder letztes Gericht > Jüngstes Gericht angekündigt wird. Sie handeln vom Untergang der Welt und beziehen sich häufig auf Krisen­er­schei­nungen, die als Zeichen gedeutet werden. Apoka­lypsen erfordern daher Propheten, die diese Deutung in die Welt tragen und zur Mobili­sierung der Gläubigen nutzen.

Der grund­le­gende Text für das westliche Verständnis der Apoka­lypse ist die Offen­barung des Johannes im Neuen Testament, in der Johannes eine prophe­tische Geschichte in Form eines Briefes erzählt. Der Text ist durch einen bildhaften Stil geprägt und nutzt viele Symbole und Topoi, die seitdem Eingang in die Alltags­sprache gefunden haben. So stammen etwa das „Buch mit sieben Siegeln“, das „A und O“ sowie das Motiv „Hure Babylon“ aus der Offen­ba­rungs­er­zählung. Die Natio­nal­so­zia­listen haben die Bezeichnung des „tausend­jäh­rigen Reiches“, das auf dieses dekadente Babylon folgen sollte, ebenfalls aus der Johan­ne­s­a­po­ka­lypse entlehnt. 

Wie andere religiöse Vorstel­lungen hat auch die Apoka­lypse im Laufe der Zeit einen Säkula­ri­sie­rungs­prozess durch­laufen und ist ein Teil der Populär­kultur geworden. Im umgangs­sprach­lichen Verständnis beschreibt sie heute den endgül­tigen Zusam­men­bruch einer Ordnung und den damit verbun­denen Untergang einer Gesell­schaft. Als der­artiges Motiv, etwa als „Zombie-Apoka­lypse“, ist sie Gegen­stand zahlreicher popkul­tu­reller Produkte wie Filmen, Büchern und Musik. Aber auch in der medialen Bericht­erstattung über Waldbrände oder die „Klima-­Apoka­lypse“ wird häufig auf den Begriff zurückgegriffen.

Die Apoka­lypse ist also ursprünglich ein religiöses Genre bezie­hungs­weise eine Textgattung, die anhand ihrer stilis­ti­schen und rheto­ri­schen Kompo­sition sowie typischer Motive erkennbar ist. Heute gehören apoka­lyp­tische Vorstel­lungen und Beschrei­bungen zum grund­le­genden Deutungs­re­per­toire von Gesell­schaften. Nicht nur in religiösen, sondern auch in kultu­rellen und politi­schen Kontexten wird auf sie zurück­ge­griffen. Ihre Funktion ist simpel: Apoka­lypsen erzählen eine Geschichte, die aufgrund ihrer stereo­typen und sich wieder­ho­lenden Elemente von allen Mitgliedern der Gesell­schaft verstanden und weiter­erzählt werden kann. Apoka­lypsen prägen etwa die Gruppen­identität von sozialen oder politi­schen Bewegungen. Die starken Gefühle, die mit apoka­lyp­ti­schen Deutungen verbunden sind, können außerdem instru­men­ta­li­siert werden, um eine politische Agenda in der Gesell­schaft zu verbreiten.

Klassische apoka­lyp­tische Motive

Weil die Apoka­lypse einen finalen Kipppunkt bezeichnet, ist sie durch binäre Kontraste, also zwei sich unver­söhnlich gegen­über­ste­hende Seiten, struk­tu­riert. Neben der zeitlichen Gegen­über­stellung von Gegenwart und Zukunft gehören dazu die räumliche Dicho­tomie von Immanenz und Transzendenz und die moralische Opposition von Gut und Böse sowie Wahrheit und Lüge. Laut dem Germa­nisten und Kultur­wis­sen­schaftler Klaus Vondung ist zudem die „Existenz­spannung zwischen Defizienz und Fülle“, also zwischen Mangel und Überfluss, ein Charak­te­ris­tikum der Apoka­lypse. Aus diesen Gegen­sätzen ergibt sich der klassische apoka­lyp­tische Dreischritt: 1) Die moralisch verkommene, falsche und defiziente Welt der immanenten Gegenwart wird 2) durch die Apoka­lypse vernichtet und 3) in der Zukunft von einer neuen, moralisch höher­wer­tigen, wahrhaf­tigen und transzen­denten Welt abgelöst, in der Überfluss und Fülle regieren.

Die dichotome Kompo­sition der Apoka­lypse wird durch Allegorien begleitet, das heißt durch Zeichen und Symbole, die apoka­lyp­tische Deutungs­muster trans­por­tieren. Verbreitete religiöse Allegorien sind Zahlen, Buchstaben und Tiersymbole. In den säkularen Apoka­lypsen finden sich vor allem Motive der Enthüllung und des Erwachens wie zum Beispiel Vorhänge und Augen sowie Pendel- und Sanduhren als Symbole der ablau­fenden Zeit. Häufig gehen Apoka­lypsen auch mit klassi­schen Zuschrei­bungen von „gut“ und „böse“ einher. Das Böse wird dabei entmensch­licht und mit Finsternis, Unsicht­barkeit und Macht assoziiert.

Die klassische Apoka­lypse zeichnet eigentlich eine verheißungs­volle Zukunft. Im späten 20. Jahrhundert änderten sich jedoch die Vorzeichen: Utopische Erzäh­lungen wurden zunehmend von dysto­pi­schen Darstel­lungen abgelöst, in denen die zukunfts­freudige Erzähl­richtung umgedreht wird. Diese „inversen“ oder um die Heils­er­wartung „kupierten“ Apoka­lypsen erzählen den Untergang der Welt als Bedro­hungs­sze­nario, das es aufzu­halten gilt. Eine derartige Deutung ist bereits in der Bibel angelegt und wird dort durch die ambiva­lente Figur des „Katechon“ verkörpert, die die Wiederkehr des Antichristen verhindert. Aufgrund ihrer bewah­renden Funktion taucht die Idee des „Katechon“ vor allem in konser­va­tiven Texten auf. Dabei wird sie auf alle möglichen Kontexte übertragen, die sich gegen gesell­schaft­liche Libera­li­sierung stemmen. Sie eignet sich insbe­sondere zur politi­schen Mobili­sierung von „rechts“ und spielt etwa in der politi­schen Theologie Carl Schmitts und der sogenannten > Konser­va­tiven Revolution eine zentrale Rolle.

Politische Apoka­lyptik heute

Die durch apoka­lyp­tische Erzäh­lungen ausge­löste Angst vor dem Untergang lässt sich aller­dings für ganz unter­schied­liche politische Projekte nutzen. Es ist daher kein Zufall, dass in der Gegenwart sowohl die rechts­extreme „Identitäre Bewegung“ als auch Klimaaktivist:innen auf die apoka­lyp­tische Bezeichnung > Letzte Generation zurück­greifen. Apoka­lyp­tische Motive sind in unserer Kultur derart verbreitet und als latentes Wissen abrufbar, dass sie fast unwei­gerlich von politi­schen Mobili­sie­rungen aufge­griffen werden, um die Dring­lichkeit ihres Anliegens zu unter­streichen. Apoka­lyptik ist deshalb nicht per se „rechts“. Aufgrund ihrer dicho­tomen Zuspitzung und der Mobili­sierung von Affekten ist sie jedoch eine dezidiert populis­tische Technik, die sich leicht instru­men­ta­li­sieren lässt.

Als Narrativ ist die Apoka­lypse ein häufiger Bestandteil von Glaubens­systemen und politi­schen Ideologien. So trägt etwa die „New Age“-Esoterik die Vorstellung einer apoka­lyp­ti­schen Epochen­wende schon im Namen. Auch Verschwö­rungs­ideo­logien, insbe­sondere die Vorstel­lungen einer Weltver­schwörung, operieren mit ähnlichen Dicho­tomien und einer ähnlichen Dring­lichkeit wie apoka­lyp­tische Texte. Motive des Erwachens – wie in der szene­ty­pi­schen Einteilung der Menschheit in Erwachte und „Schlaf­schafe“ – und Praktiken der Zeichen­deutung – wie etwa in den Offen­ba­rungen des „Q“ in der > QAnon – gehören ebenso zum Inventar von Verschwö­rungs­er­zäh­lungen wie die durch die Matrix-Filme bekannt gewordene Allegorie der „Red Pill“, die dem Protago­nisten Neo die Enthüllung der wahren Welt verspricht. Die religiös-apoka­lyp­tische Metapher der > Neue Weltordnung taucht als Chiffre „NWO“ in vielen Verschwö­rungs­theorien auf.

Gegenwart der Apokalypse

Apoka­lyp­tische Vorstel­lungen sind ähnlich wie Verschwö­rungs­theorien vor allem in Umbruchs- und Krisen­zeiten virulent. Sie stellen einen Deutungs­rahmen bereit, mit dem indivi­duelle Krisen­er­fah­rungen in größere Kontexte einge­bettet, moralisch bewertet und dadurch politisch kommu­ni­zierbar werden. Apoka­lyp­tische Deutungen sind ambivalent: Einer­seits können sie Trost und Hoffnung spenden und zu kollek­tiven Kraft­an­stren­gungen motivieren. Gefährlich werden sie dann anderer­seits, wenn sie gezielt als politische Ressource einge­setzt werden, um Feind­bilder aufzu­bauen. So sprach etwa der US-Präsident Ronald Reagan im Kontext des Kalten Krieges von der Sowjet­union als „Reich des Bösen“, um an die in evange­li­kalen Wähler­gruppen verbrei­teten apoka­lyp­ti­schen Vorstel­lungen anzuknüpfen. In besonders drasti­scher Weise zeigen sich die Gefahren apoka­lyp­ti­schen Denkens bei Terror­gruppen wie dem „Islami­schen Staat“ oder russi­schen Faschisten wie Alexander Dugin, die die Vorstellung eines existen­zi­ellen Kampfes zwischen der islami­schen Umma bezie­hungs­weise dem ortho­doxen Osten und einem als dekadent und verkommen beschrie­benen „globalen Westen“ verbreiten und damit den Einsatz von Gewalt rechtfertigen.

Bei der Beurteilung von apoka­lyp­ti­schen Szenarien stellt sich die Frage nach ihrem Reali­täts­gehalt und der Gruppe der Betroffenen.
Der Klima­wandel ist eine globale Bedrohung, die das Leben und den Lebensstil vieler Menschen grund­legend verändern wird. Andere apoka­lyp­tische Szenarien wie ein > Großer Austausch oder ein geopo­li­ti­scher Showdown zwischen Ost und West sind hingegen eher Ausdruck autori­tärer Reaktionen auf den Macht- und Status­verlust bisher privi­le­gierter sozialer Gruppen oder innen­po­li­tisch bedrohter Gesell­schafts­systeme, die ihr Herrschafts­modell durch Feind­bilder stabi­li­sieren möchten.

Was bedeutet die Ambivalenz der Apoka­lypse für den gesellschaft­lichen Umgang mit ihr? Zunächst kann die Sensi­bi­lität für apokalyp­tische Sprache dazu beitragen, die Mecha­nismen politi­scher Mobili­sierung und die Verbreitung von Narra­tiven zu verstehen. Der Religi­ons­so­ziologe Alexander-Kenneth Nagel regt zum Beispiel dazu an, analog zum Prebunking, einer Kommu­ni­ka­ti­ons­technik zum besseren Erkennen von Verschwö­rungs­theorien, eine „Apoka­lypse-Kompetenz“ zu vermitteln. Der Gedanke dahinter: Die Kenntnis apoka­lyp­ti­scher Kommu­ni­kation kann davor schützen, von politi­schen Dringlichkeits­appellen überwältigt zu werden. Eine gewisse Skepsis gegenüber apoka­lyp­ti­schen Behaup­tungen schafft dann Freiräume für demo­kratische Aushandlungsprozesse.

Felix Schilk ist Soziologe und politi­scher Erwach­se­nen­bildner. Seine Schwer­punkte sind Rechts­extre­mismus, Verschwö­rungs­theorien und Antise­mi­tismus. Aktuell arbeitet er an der Univer­sität Tübingen im Projekt „REDACT: Resear­ching Europe, Digita­li­sation and Conspiracy Theories“.

Weiter­füh­rende Literatur und Textquellen

  • Berger, Louis Mathias/​Raupach, Hajo/​Schnickmann, Alexander (Hrsg.) (2020): Leben am Ende der Zeiten. Wissen, Praktiken und Zeitvor­stel­lungen der Apoka­lypse. Frankfurt: Campus Verlag GmbH.
  • Betz, Gregor/​Bosančić, Saša (Hrsg.) (2021): Apoka­lyp­tische Zeiten. Endzeit- und Katastro­phen­wissen gesell­schaft­licher Zukünfte. Weinheim/​Basel: Beltz Juventa.
  • Brokoff, Jürgen (2001): Die Apoka­lypse in der Weimarer Republik. München: W. Fink.
  • Lahr, Angela M. (2007): Millennial Dreams and Apoca­lyptic Night­mares. The Cold War Origins of Political Evange­li­calism. Oxford: Oxford University Press.
  • Nagel, Alexander-Kenneth (2021): Corona und andere Weltun­ter­gänge. Bielefeld: transcript.
  • Nagel, Alexander-Kenneth (2022): Das Ende der Welt, wie wir sie kennen? Die moderne Apoka­lypse ist ein Aufruf zum Handeln. In: Der Tages­spiegel Online vom 01.09.2022, https://www.tagesspiegel.de/meinung/untergang-hat-hochkonjunktur-in-der-modernen-apokalypse-geht-es-nicht-um-erlosung-sondern-um-mobilisierung-8571742.html.
  • Nagel, Alexander-Kenneth/­S­chipper, Bernd U./Weymann, Ansgar (Hrsg.) (2008): Apoka­lypse. Zur Sozio­logie und Geschichte religiöser Krisen­rhe­torik. Frankfurt am Main: Campus.
  • Priester, Karin (1995): Philo­sophie der Apoka­lypse. Geistige Pfadfinder der Neuen Rechten. In: Blätter für deutsche und inter­na­tionale Politik, Jg. 40, Heft 10, S. 1241–1251.
  • Reuter, Ingo (2020): Weltun­ter­gänge. Vom Sinn der Endzeit-Erzäh­lungen. Stuttgart: Reclam.
  • Stein, Stephen J. (1998) (Hrsg): The Encyclo­pedia of Apoca­lyp­ticism. Volume 3. Apoca­lyp­ticism in the Modern Period and the Contem­porary Age. New York: Continuum, S. 442–460.
  • Sugg, Katherine (2022): Apoca­lypse and heroism in popular culture. Allegories of white mascu­linity in crisis. Jefferson, North Carolina: McFarland & Company, Inc., Publishers.
  • Vondung, Klaus (1988): Die Apoka­lypse in Deutschland. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.

GLOSSAR

Jüngstes Gericht

ist die Vorstellung eines (göttlichen) Gerichts am Ende des Weltge­schehens, vor dem die Menschheit für ihre Taten Rechen­schaft ablegen muss. Im Kontext der Corona-Pandemie wurde in verschwö­rungs­ideo­lo­gi­schen Kreisen ein Tag der Abrechnung mit Verant­wort­lichen aus Politik, Wissen­schaft und Medien angekündigt.

.

Konser­vative Revolution

fasst eine Reihe antili­be­raler Vordenker der Weimarer Zeit zusammen, deren Denken durch völkische Ideen, Kultur­pes­si­mismus, Antiauf­klärung, Moder­ne­kritik, Antiwest­lertum und Antise­mi­tismus geprägt war. Sie waren in ihrer Ablehnung der parla­men­ta­ri­schen Demokratie vereint, gelten als geistige Wegbe­reiter des Natio­nal­so­zia­lismus und werden heute von der Neuen Rechten wieder intensiv rezipiert. Wichtige Vertreter waren u. a. Oswald Spengler, Ernst Jünger, Carl Schmitt und Martin Heidegger.

.

Letzte Generation

Politische Projekte nutzen apoka­lyp­tische Erzäh­lungen, um die Dring­lichkeit ihrer Anliegen zu unter­streichen. Als „Letzte Generation“ vor einem unumkehr­baren Klima­kollaps bezeichnet sich etwa ein klima­ak­ti­vis­ti­sches Bündnis. Auch die rechts­extreme „Identitäre Bewegung“ nutzt die Apoka­lyptik, um die Drohku­lisse vom imagi­nierten Untergang des „Abend­landes“ (> Großer Austausch) zu verstärken.

.

Neue Weltordnung

ist ein Oberbe­griff für Verschwö­rungs­er­zäh­lungen über die Unter­werfung der Menschheit durch eine totalitäre Weltre­gierung. Überwa­chung oder Aufhebung der Freiheits­rechte sind Merkmale der Verschwö­rungs­er­zählung. Sie beinhaltet auch anti­semitische Motive. 1991 veröf­fent­lichte der christ­liche Rechte Pat Robertson das Referenzbuch „The New World Order“, laut dem die „Hochfinanz“, Illuminati und Freimaurer die USA bedrohen.

.

QAnon

ist eine Verschwö­rungs­theorie mit rechts­extremem Hinter­grund, die in den USA entstanden ist. Der anonyme Nutzer „Q clearance Patriot“ veröf­fent­lichte 2017 angeblich exklusive Infor­ma­tionen, wonach Donald Trump den > Deep State einer geheimen Elite bekämpfen würde. Der Nutzername spielt auf einen angeb­lichen Zugang zu Geheim­in­for­ma­tionen der US-Regierung an. Mit der Behauptung vom Blutkult eines weltum­span­nenden Geheim­bundes knüpft QAnon an Kernele­mente rechts­extremer und antise­mi­ti­scher Ideologeme an.

Auch im deutsch­spra­chigen Raum ist die Verschwö­rungs­er­zählung verbreitet. Blogs oder Messenger-Kanäle unter­schied­licher Reich­weite nehmen auf sie Bezug.

.

Tag X

beschreibt einen in der Zukunft liegenden, entschei­denden Wende­punkt hin zu einer funda­men­talen Verän­derung oder sogar Überwindung bestehender Zustände. In rechts­extremen Gruppie­rungen wie den „Selbst­ver­waltern“ und „Reichs­bürgern“ wird mit dem Tag X der erlösende Moment eines lange geplanten und gewalt­samen Umsturzes und der darauf­fol­genden Abrechnung mit den derzeit politisch Verant­wort­lichen bezeichnet.

Auch andere politische Bewegungen greifen auf den Tag X als Wende­punkt zurück: Die Anti-Atomkraft-Bewegung etwa mobili­sierte zu einem Tag X gegen Castor-Trans­porte, 2023 rief die linke Szene in Leipzig zu „Tag-X-Demons­tra­tionen“ auf.