„Esoterik“ (grie­chisch έσωτερικός = innerlich) ist als Phänomen schwer greifbar. Es ist ein Sammel­be­griff für sehr unter­schied­liche Welt­bilder und Praktiken, die auf die Selbst­er­kenntnis des Menschen zielen. Meist sind esote­ri­sche Vorstel­lungen harmlos. Für einige ist Esoterik ein Lifestyle, für andere ein Glaubenssatz.

Esote­ri­sche Welt­bilder können aber auch ein Nährboden für verschwö­rungs­ideo­lo­gi­sche und anti­de­mo­kra­ti­sche Haltungen sein. Ein Element esote­ri­scher Ideen ist die Inan­spruch­nahme eines über­sinn­li­chen oder geheimen Wissens, das sich nur Einge­weihten erschließt. Im Besitz dieses vorgeb­lich exklu­siven Wissens zu sein, ist hilfreich, um Angebote besser zu verkaufen, Gemein­schaften Gleich­gesinnter zu bilden und (ideo­lo­gi­sche) Glau­bens­sätze zu verbreiten.

Darüber hinaus beinhalten esote­ri­sche Welt­bilder häufig eine generelle Skepsis gegenüber öffent­li­chen Instanzen wie Politik, Quali­täts­me­dien, Medizin oder Wissen­schaft. So entsteht an den Rändern der Esoterik eine Paral­lel­welt mit einem ausge­prägten Schwarz-Weiß-Denken und klaren Feind­bil­dern. Die Quer­denken-Demons­tra­tionen und völkisch-esote­ri­sche Bewe­gungen wie „Anastasia“ haben gezeigt, dass dies ein Berüh­rungs­punkt mit der extremen Rechten und Verschwö­rungs­ideo­lo­gien sein kann. Für die Über­schnei­dung von esote­ri­schem Denken und Verschwö­rungs­men­ta­lität gibt es deshalb sogar einen Begriff: Konspiritualität.

Eins ist voll­kommen klar: Esoterik – und esote­risch inter­es­sierte Menschen – sind an sich nicht anti­de­mo­kra­tisch. Die Esoterik kann aber als Scharnier zwischen spiri­tu­ellem Main­stream und anti­de­mo­kra­ti­schen Ideo­lo­gien dienen. Diese Hand­rei­chung beleuchtet, wo esote­ri­sches Denken Anknüp­fungs­punkte für menschen­feind­liche und demo­kra­tie­ge­fähr­dende Haltungen zulässt.