Die Republik Moldau auf dem Weg zur EU
Moldaus Weg in die Europäische Union ist von zahlreichen Herausforderungen geprägt: Was sind die nächsten Schritte für Moldau innerhalb dieses Integrationsprozesses? Wie kann die EU und wie kann Deutschland das Land unterstützen? Welche sicherheitspolitischen Herausforderungen bestehen? Darüber wurde am 30. Mai in Chişinău diskutiert: Eine Veranstaltung von LibMod in Kooperation mit Expert Group und der Foreign Policy Association of Moldova (APE).
Über „Die Fortschritte der Republik Moldau auf dem Weg zum EU-Beitritt“ diskutierte Marieluise Beck, Senior Fellow bei LibMod und Osteuropa-Expertin, mit der deutschen Botschafterin Margret Maria Uebber sowie mit dem EU-Botschafter Jānis Mažeik, dem Sonderbotschafter der Östlichen Partnerschaft EAAS Dirk Schübel sowie dem EU-Berater der CDU/CSU Bundestagsfraktion Michael Vorländer. Außerdem waren Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft an der Diskussion beteiligt.
Möglichkeit von Beitrittsverhandlungen
Im Dezember 2023 beschloss der Europäische Rat, Beitrittsverhandlungen mit der Republik Moldau aufzunehmen. Die Voraussetzung: Es werden Fortschritte bei der Umsetzung der EU-Reformen, insbesondere im Bereich der Rechtsstaatlichkeit, erzielt. Die moldauische Regierung bemüht sich seither, die EU-Reformen kontinuierlich umzusetzen.
Doch es gibt Kritik, wie bei der Diskussion konstatiert wurde: Reformen im Bereich der Rechtsstaatlichkeit werden nicht in der gewünschten Geschwindigkeit umgesetzt und sowohl bei der Staatsanwaltschaft sowie in der Richterschaft besteht ein großer Mangel an qualifiziertem Personal. Besonders kritisch äußerten sich auch die Vertreter der Zivilgesellschaft und wiesen auf den Vertrauensverlust der Regierung bei der Bevölkerung hin.
Präsidentschaftswahlen und EU-Referendum im Oktober 2024
Am 21. Oktober 2024 finden in Moldau entscheidende Präsidentschaftswahlen statt. Außerdem wird es ein EU-Referendum geben, in dem landesweit darüber abgestimmt wird, ob das Ziel des Beitritts zur Europäischen Union in Moldaus Verfassung verankert wird. Damit würde verhindert, dass künftige Regierungen Moldau von seinem proeuropäischen Kurs abbringen können. Moldau leidet unter massiven hybriden Angriffen der russischen Föderation. Im Gespräch bekräftigten die Botschafter aus Deutschland und der EU den starken europäischen Willen der amtierenden Präsidentin Moldaus, Maia Sandu: Sie waren sich einig, dass alles unternommen werden soll, um das Land auf seinem pro-europäischen Kurs zu unterstützen und beim nächsten EU-Gipfel im Juni zusammen mit der Ukraine mit offiziellen EU-Beitrittsverhandlungen zu beginnen.
Sicherheitspolitische Herausforderungen und die Rolle der EU
Seit dem 24. Februar 2022, dem Beginn des massiven russischen Angriffskrieges in der Ukraine, ist die Diskussion über die Sicherheit der EU dringlicher geworden. Länder wie die Republik Moldau und Georgien, die seit den 1990er Jahren direkt von der imperialistischen Politik Russlands betroffen sind, könnten die nächsten Opfer sein. Zwei Hauptfaktoren verstärken diese wachsende Unsicherheit: Zum einen unterhält Russland eine militärische Präsenz in den abtrünnigen Regionen Transnistriens, zum anderen führt der Kreml einen massiven hybriden Krieg, um die Republik Moldau zu destabilisieren.
Hybride Kriegsführung Russlands
Die hybride Kriegsführung Russlands umfasst Desinformation und Informationsmanipulation. Beides zielt darauf ab, die Gesellschaft zu polarisieren, das Vertrauen in staatliche Institutionen zu untergraben und die demokratischen Strukturen zu destabilisieren. In diesem Kontext spielt die Möglichkeit eines EU-Beitritts der Republik Moldau und ein Status des Landes als EU-Beitrittskandidat eine entscheidende Rolle. Ein solcher Schritt könnte die Sicherheit und Stabilität des Landes erheblich stärken und es damit besser gegen externe Bedrohungen wappnen.
Seit April 2023 hat die EU eine zivile Mission zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit des Sicherheitssektors in den Bereichen Krisenbewältigung und hybride Bedrohungen in Moldau eingerichtet. Der Leiter dieser EU-Mission, Cosmin Dinescu, wies in der Diskussion auf die integrierten Methoden der Desinformation hin: Diese zielen darauf ab, die Republik Moldau von der EU wegzuführen. Es wird mit Fake News agiert, mit illegaler Parteienfinanzierung und künstlich geschaffenen Konflikten oder Demonstrationen, die nach der russischen Invasion in der Ukraine noch komplizierter geworden sind. All das hat zum Ziel, das Vertrauen der Gesellschaft zu untergraben.
Stärkung einer resilienten Infrastruktur
Die ehemalige Innenministerin Moldaus, Ana Revenco, geht davon aus, dass Russland seine Aggressionen und hybriden Angriffe verstärken wird, wenn Moldau Fortschritte auf dem Weg in die EU macht. Zur Stärkung der Resilienz der gesamten Infrastruktur sei es entscheidend, alle staatlichen und nichtstaatlichen Kräfte zu vereinen. Um die Medien entsprechend zu schützen und eine Spaltung der ohnehin schon stark polarisierten Gesellschaft zu verhindern, spielt Transparenz eine wichtige Rolle. Zudem braucht es eine robuste Wirtschaft sowie eine Stärkung des Verteidigungs- und Sicherheitssektors. All dies hat zum Ziel, die nationale Resilienz im volatilen regionalen Sicherheitskontext zu fördern.
Ausgang des Krieges in der Ukraine für die Sicherheit Moldaus entscheidend
Der Sonderbotschafter der Östlichen Partnerschaft, Dirk Schübel, betonte, dass sich die Frage nach der Sicherheit Moldaus nicht vom Krieg und der Situation in der Ukraine entkoppeln lässt: Die Zukunft der moldauischen Republik hängt stark davon ab, ob die Ukraine den Krieg gewinnen kann. Die EU unterstützt Moldau sowohl politisch als auch wirtschaftlich: In Transnistrien gibt es Anlass zu verhaltenem Optimismus, da die Region die Handelsbeziehungen mit der EU intensiviert und somit näher an die EU rückt. Die Kommunikation mit der Bevölkerung ist also gerade jetzt vor dem Referendum und den Präsidentschaftswahlen entscheidend. Vorteile einer EU-Mitgliedschaft müssen aufgezeigt werden, um der russischen Propaganda entgegenzuwirken. Die Zukunft Moldaus liegt in der EU, so Dirk Schübel – doch der Weg dorthin beinhalte für das Land noch jede Menge harter Arbeit
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