Videointerview: Zum Tod des Holocaustüberlebenden Wolodymyr Koltschinskyj
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Mehr InformationenIn der Aufzeichnung erinnert sich Wolodymyr Koltschinskyj (1925 – 2020) an das Massaker, das die deutschen Besatzer in seiner Heimatstadt Odesa 1941 verübten, sowie (ab Minute 13:00) an seine Teilnahme an der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Januar 1945.
Odesa wurde am 16.–17. Oktober 1941 von der Wehrmacht und der rumänischen Armee erobert. Kurz darauf begannen die Besatzer, bestimmte Teile der Bevölkerung zu verfolgen – an erster Stelle Juden und Kommunisten. Am 22. Oktober sprengten sowjetische Partisanen das rumänische Hauptquartier und das Büro des Kommandanten. Bei der Explosion kamen 67 Offiziere und Soldaten ums Leben. Am nächsten Tag verbreiteten Provokateure Gerüchte, Juden seien für den Tod rumänischer Offiziere verantwortlich.
Die nächste Welle der Repression gegen Juden begann sofort. Die Besatzer beschlossen, die Juden der Stadt in Artillerielagern (Pulverdepots) an der Lustdorfer Straße zu vernichten. Die Menschen wurden dort eingesperrt. Bis zum 25. Oktober wurden im Auftrag des rumänischen Kommandos über 25.000 Menschen erschossen und verbrannt. Dieses schreckliche Verbrechen wurde später unter dem Namen „Odesiter Babyn Jar“ bekannt.
Der 16-jährige Koltschinskyj wurde mit seiner Mutter zu diesen Depots getrieben. Seine Mutter verstand sofort, wohin der Weg sie führen würde und brachte ihren Sohn dazu, sich in der stehenden Straßenbahn zu verstecken, wo er bis spät in die Nacht saß. Er sah seine Mutter nie wieder. Ihre letzten Worte waren: „Vater wird aus dem Krieg zurückkommen und Du musst ihm alles erzählen…“
Wolodymyr Koltschinskyj starb am 16.05.2020 im Alter von 94 Jahren in Odesa. Das Zentrum Liberale Moderne hat Wolodymyr Koltschinskyj am 06. März 2020 im Holocaust-Museum von Odesa zu einem bewegenden Interview getroffen.
Unser besonderer Dank gilt Roman Schwarzman, dem Vorsitzenden des Verbands der Ghetto- und KZ-Überlebenden in Odesa, der das Interview begleitet hat.
Für das Zentrum Liberale Moderne nahmen teil:
- Marieluise Beck, Direktorin Ostmitteleuropa/Osteuropa des Zentrums Liberale Moderne, Parlamentarische Staatssekretärin a.D.
- Valeriya Golovina, Zentrum Liberale Moderne, Projektmanagerin für die Erinnerungsarbeit in der Ukraine
- Nikolaus von Twickel, Zentrum Liberale Moderne, Redakteur
Einen Artikel über Wolodymyr Koltschinskyjs Lebensgeschichte lesen Sie hier.
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