Russische Cyber­an­griffe gegen den Deutschen Bundestag – Kein Politikum?

Zum Haftbefehl gegen einen Mitar­beiter des russi­schen Geheim­dienstes GRU wegen des Hacker­an­griffs auf den Deutschen Bundestag erklärt die ehemalige Abgeordnete Marie­luise Beck, Osteuropa-Direk­torin des Zentrums Liberale Moderne:

Fünf Jahre nach einem großan­ge­legten Cyber­an­griff auf das IT-System des Deutschen Bundestags hat die Bundes­an­walt­schaft endlich einen inter­na­tio­nalen Haftbefehl gegen einen der Draht­zieher erlassen, der einer Hacker-Einheit des russi­schen Geheim­diensts zugeordnet wird. Die Gruppe „Fancy Bear“ oder „APT 28“ gilt als Urheber zahlreicher Hacker­an­griffe gegen politische Insti­tu­tionen in Europa und den USA.

Mein Bundes­tagsbüro war bereits im Frühjahr 2014 Ziel eines Hacker­an­griffs. Der einge­schleuste Trojaner verwies auf ähnliche Attacken gegen osteu­ro­päische Staaten, deren Spur nach Moskau führte. Die damaligen Ermitt­lungen endeten mit einem Begräbnis dritter Klasse in der Geheim­schutz­stelle des Bundestags. Auch als ein Jahr später der umfas­sende Angriff auf das IT-System des Bundestags erfolgte, hielt sich Bundes­re­gierung bedeckt.

Damals wie heute scheut man davor zurück, den Kreml für diese Spionage-Aktionen zur politi­schen Verant­wortung zu ziehen. Die straf­recht­lichen Ermitt­lungen der Bundes­staats­an­walt­schaft werden absehbar im Sande verlaufen. Die Leise­tre­terei gegenüber der politi­schen Führung in Moskau hat sich nicht ausge­zahlt – im Gegenteil, sie hat das Regime nur zu immer neuen Verlet­zungen inter­na­tio­nalen Rechts ermutigt. Die Bundes­re­gierung muss sich endlich zu diesen Übergriffen verhalten, statt sie unter den Teppich zu kehren. Sonst kann sich der Kreml weiterhin nach der Devise „legal, illegal, scheißegal“ verhalten.

Freiga­be­vermerk: Dieser Text darf zu Presse­zwecken unter Angabe des Autors „# /​Zentrum Liberale Moderne“ frei verwendet werden.

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