Jahres­rück­blick 2022

Unser Rückblick auf das Jahr 2022 – mit einem Vorwort von Ralf Fücks.

Welch ein Jahr!

Kaum keimte die Hoffnung auf, dass Covid19 seinen Höhepunkt über­schritten hat, kam der Blitz­schlag des 24. Februar 2022. Freilich nicht aus heiterem Himmel: Wer sich keine Illu­sionen über Putin-Russland machte, für den war klar, dass der mili­tä­ri­sche Aufmarsch an den Grenzen der Ukraine kein bloßes Säbel­ras­seln war. Der Autokrat im Kreml hatte die Exis­tenz­be­rech­ti­gung einer unab­hän­gigen Ukraine oft genug infrage gestellt. An seiner Gewalt­be­reit­schaft konnte seit dem brutalen Vorgehen in Tsche­tsche­nien und der mili­tä­ri­schen Inter­ven­tion in Georgien kein Zweifel bestehen.

Dennoch mochte die deutsche Politik selbst nach dem russi­schen Angriff auf die Ukraine im Jahr 2014, dem rück­sichts­losen Krieg gegen die syrische Zivil­be­völ­ke­rung und der groß­an­ge­legten Cyber­at­tacke auf den Deutschen Bundestag die Zeichen an der Wand nicht wahrhaben. Erst die russische Groß­of­fen­sive gegen die Ukraine, zugleich ein Fron­tal­an­griff auf Frieden und Sicher­heit in Europa, erzwang den Abschied von lang gehegten Illu­sionen und selbst aufer­legten Denk­ver­boten. Drei Tage später verkün­dete Kanzler Scholz die „Zeiten­wende“.

Gemessen an unserer bishe­rigen Politik haben Bundes­re­gie­rung und Bundestag seither einen weiten Weg zurück­ge­legt. Aber gemessen an den drama­ti­schen Ereig­nissen in der Ukraine und ihrer Bedeutung für die Zukunft Europas scheint uns die Zeiten­wende noch nicht entschieden genug. Inzwi­schen dauert der Krieg bereits mehr als 300 Tage. Mit jedem Tag wachsen die Zerstö­rungen, die mensch­li­chen Opfer, das Leid der Zivil­be­völ­ke­rung. Und mit jedem Tag wird die Frage drän­gender, wie dieser Vernich­tungs­krieg gestoppt werden kann. Es reicht nicht aus, die Ukraine nur so weit zu unter­stützen, dass sie sich unter hohen Verlusten vertei­digen kann. Wer den Krieg so rasch wie möglich beenden will, muss ihr helfen, die Rake­ten­an­griffe zu unter­binden und die russi­schen Truppen hinter die Grenze zurückzudrängen.

Für uns über­schat­tete dieser Krieg vom ersten Tag an unsere gesamte Arbeit. Zu unserem Team gehören Kolle­ginnen aus der Ukraine, Russland, Georgien und Aser­bai­dschan, wir haben enge, lang­jäh­rige Partner in Russland wie der Ukraine. Was dort geschieht, ist bei uns sehr präsent. Wir sind mit allen drei Preis­trä­gern des dies­jäh­rigen Frie­dens­no­bel­preises befreundet – mit Memorial, dem ukrai­ni­schen Center for Civil Liberties und dem bela­ru­si­schen Menschen­rechtler Ales Bjal­jatski. Auch wegen dieser persön­li­chen Nähe haben wir uns so deutlich in die öffent­liche Debatte einge­mischt. Damit haben wir uns nicht nur Freunde gemacht. Aber anders konnten und wollten wir nicht. Daneben setzen wir unsere Koope­ra­tion mit russi­schen und ukrai­ni­schen Partnern fort und enga­gieren uns in der huma­ni­tären Hilfe für die Ukraine.

In einem Jahres­rück­blick dürfen unsere anderen Themen­schwer­punkte nicht fehlen. Unsere Arbeit entwi­ckelt sich seit dem Start vor gut fünf Jahren entlang der doppelten Gefähr­dung der frei­heit­li­chen Demo­kratie: durch das Auftrumpfen auto­ri­tärer Mächte in der inter­na­tio­nalen Politik und durch das Aufkommen anti­li­be­raler, popu­lis­ti­scher und rechts­extremer Kräfte im eigenen Haus. Wehrhafte Demo­kratie nach innen und außen ist ein zentraler Strang unserer Arbeit, die Suche nach frei­heit­li­chen Antworten auf die großen Heraus­for­de­rungen unserer Zeit ein anderer. Stich­worte sind Klima­krise und ökolo­gi­sche Trans­for­ma­tion, demo­kra­ti­sche Resilienz und Sicher­heit im Wandel.

Nicht nur der Krieg in der Ukraine markiert eine Zäsur. Wir stehen vor tief­grei­fenden Verän­de­rungen: System­wett­be­werb mit China und Ringen um die neue Welt­ord­nung, digitaler Wandel, Alterung unserer Gesell­schaft, zuneh­mende globale Migration, ökolo­gi­scher Struk­tur­wandel. Diesen Sturm an Verän­de­rungen zu bewäl­tigen und zugleich unsere frei­heit­liche Ordnung zu bewahren ist die große Bewäh­rungs­probe der liberalen Demo­kratie. Wir hoffen, dass wir dazu einen kleinen Beitrag leisten können.

Wir danken allen Förderern, Koope­ra­ti­ons­part­ne­rinnen und Freunden für Ihre Unterstützung
und freuen uns auf die Fort­set­zung unserer Zusammenarbeit.

Mit besten Wünschen für die Weih­nachts­tage und ein hoffent­lich besseres Jahr,
Ralf Fücks, Marie­luise Beck und das Team des Zentrum Liberale Moderne.

Offener Brief an Bundes­kanzler Olaf Scholz.

„Die Sache der Ukraine ist auch unsere Sache.“

Inter­na­tio­nale Konferenz 21.10.22

Völker­recht gegen Völkermord

Erfüllen die russi­schen Kriegs­ver­bre­chen den Tatbe­stand des Genozids? Welche Verpflich­tungen ergeben sich daraus für die inter­na­tio­nale Gemein­schaft? Exper­tinnen und Experten aus Politik, Wissen­schaft und Zivil­ge­sell­schaft disku­tierten diese Fragen auf der inter­na­tio­nalen Konferenz „Völker­recht gegen Völkermord“.

Aufruf

Der Ukraine helfen, diesen Kriegs­winter zu überstehen!

Wir appel­lieren an Bürge­rinnen und Bürger, Verbände, Unter­nehmen und an die Bundes­re­gie­rung, der Ukraine mit vereinten Kräften über den kommenden Kriegs­winter zu helfen: Mit Spenden, huma­ni­tärer und tech­ni­scher Hilfe, und mit Waffen, um die Zivil­be­völ­ke­rung zu schützen und die russi­schen Truppen zurückzudrängen.

Konferenz

Rethin­king Libe­ra­lism, Renewing Democracy

Die liberale Demo­kratie steht weltweit unter Druck. Auf unserer inter­na­tio­nalen Konferenz „Rethin­king Libe­ra­lism, Renewing Democracy“ disku­tierten wir am 24. November in Berlin mit inter­na­tio­nalen Gästen aus Wissen­schaft, Politik, Think-Tanks und Wirt­schaft darüber, wie der Libe­ra­lismus und die liberale Demo­kratie sich weiter­ent­wi­ckeln müssen, um zu bestehen.

Buch­vor­stel­lung

Libe­ra­lismus neu denken

Der Libe­ra­lismus bildet das ideelle Fundament moderner Demo­kra­tien. Im Sammel­band „Libe­ra­lismus neu denken“ haben Ralf Fücks und Rainald Manthe namhafte Autorinnen und Autoren versam­melt, um die Erneue­rung des Libe­ra­lismus als partei­über­grei­fende Strömung selbst­kri­tisch zu diskutieren.

Der Band ist im tran­script Verlag erschienen.

Konferenz des „Inter­na­tional Expert Network Russia“

Rethin­king Russia

Das Zentrum Liberale Moderne hat das „Expert Network Russia“ gegründet. Ein inter­na­tio­nales Experten-Netzwerk, das sich intensiv und regel­mäßig mit einer dringend benö­tigten, neuen Russ­land­po­litik des Westens ausein­an­der­setzt. Das erste Treffen unseres „Expert Network Russia“ fand in Vilnius statt.

Fachtag

PostOst in Zeiten des Krieges

Was bedeutet es für die PostOst-Commu­ni­ties in Deutsch­land, mit Russland iden­ti­fi­ziert zu werden und welche Auswir­kungen haben die prorus­si­schen Desin­for­ma­ti­ons­kam­pa­gnen? Expertise und Austausch gab es auf dem zusammen mit der Amadeu Antonio Stiftung veran­stal­teten Fachtag.

Podi­ums­dis­kus­sion

Mobi­li­sie­rung gegen Demokratie

Anti­de­mo­kra­ti­sche Akteu­rinnen und Akteure nutzen die Krise zur Mobi­li­sie­rung. Welche Rolle spielen dabei „Alter­na­tiv­me­dien“ und wie sind Proteste und Protes­tie­rende einzu­ordnen? Darüber disku­tierten wir am 29.11.22 mit unseren Gästen.

Diskus­si­ons­ver­an­stal­tung

Chemie-Konsens

Eckpunkte zur Zukunft der deutschen Chemieindustrie

Wie die Zukunft der Branche erfolg­reich gestaltet werden kann, haben wir zwischen Juli 2021 und April 2022 mit Vertre­te­rinnen und Vertre­tern der chemi­schen Industrie, Gewerk­schaften und Umwelt­ver­bänden sowie Poli­ti­ke­rinnen und Poli­ti­kern aller Parteien diskutiert.

Podi­ums­dis­kus­sion

EU-Beitritts­per­spek­tiven für
die Ukraine, Moldau und Georgien

Die Euro­päi­sche Union gewährte der Ukraine und Moldau einen EU-Kandi­da­ten­status und ebnete Georgien den Weg – sofern das Land eine Reihe von Verpflich­tungen erfüllt.

Mitglieder des Deutschen Bundes­tages, der Bundes­re­gie­rung und Vertreter der Zivil­ge­sell­schaft disku­tierten über die Beitritts­per­spek­tiven und den Stand der Reformen in den drei Staaten.

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