Fachge­spräch: Akzep­tiert oder blockiert? Öffent­liche Wahrnehmung von CO2-Entnahme

CO₂-Entnahme ist bislang weitgehend ein Thema für Exper­tinnen und Experten. Die gesell­schaft­liche Akzeptanz dieser Form des Klima­schutzes ist bisher kaum beleuchtet. Daher haben wir in Koope­ration mit dem Potsdam-Institut für Klima­fol­gen­for­schung (PIK) in einem Fachge­spräch unter­sucht, wie die Öffent­lichkeit auf CO₂-Entnahme blickt, wie einzelne Methoden wahrge­nommen werden und wie Vertrauen in Entnah­me­pro­jekte aufgebaut werden kann.

Wer sich mit den Debatten um CO₂-Entnahme beschäftigt, merkt schnell: Es wird sehr detail­liert über Techno­lo­gie­reife, tragfähige Geschäfts­mo­delle und unter­stüt­zende Regula­torik disku­tiert. Dabei wird immer wieder ein Thema genannt, bei dem zwar Einigkeit darüber besteht, dass es wichtig ist, das aber nur selten vertieft behandelt wird – die gesell­schaft­liche Akzeptanz. Mit Blick auf die Erfah­rungen etwa bei der Blockade von Windparks oder Strom­trassen schwebt dieses Thema oft wie eine große Unbekannte über anderen Debatten.

Mit unserem Fachge­spräch am 13. Oktober wollten wir das ändern – und stießen auf großes Interesse. In Koope­ration mit dem Potsdam-Institut für Klima­fol­gen­for­schung (PIK) haben wir Vertre­te­rinnen und Vertreter aus Wissen­schaft, Wirtschaft und Zivil­ge­sell­schaft einge­laden, um gemeinsam zu disku­tieren, wie Wissen über CO₂-Entnahme, Akzeptanz und Vertrauen gestärkt werden können. Dabei wurde deutlich: Soziale Akzeptanz sollte – gerade in Zeiten einer aufge­heizten politi­schen Stimmung – stärker in den Fokus der betei­ligten Akteure rücken.

Wenig Wissen führt zu mehr Skepsis

Grundlage der Diskussion war die Vorstellung des neuen LibMod-Facts­heets „CO₂-Entnahme zwischen Akzeptanz und Ablehnung: Wahrnehmung von Carbon Dioxide Removal in der Bevöl­kerung“ durch die Autorin Christine Merk vom IfW Kiel. Daraus wird deutlich, wie wenig bekannt das Konzept der CO₂-Entnahme – ebenso wie die einzelnen Techno­logien – in Deutschland ist.

Je vertrauter eine Methode ist, desto positiver wird sie bewertet. So wird beispiels­weise Aufforstung grund­sätzlich positiver einge­schätzt, obwohl auch solche Projekte negative Umwelt­aus­wir­kungen haben können. Zudem deutet die Studi­enlage darauf hin, dass Menschen grund­sätzlich einen stärkeren Fokus auf Emissi­ons­ver­meidung wünschen. Für die Kommu­ni­kation ist es daher wichtig zu betonen, dass CO₂-Entnahme nur einen kleinen Bestandteil der gesamten Klima­schutz­an­stren­gungen darstellen kann.

Trans­parenz, frühzeitige Betei­ligung der Öffent­lichkeit sowie eine faire Verteilung von Kosten und Nutzen sind entscheidend für die Steigerung der Akzeptanz. Doch wie lassen sich diese abstrakten Prinzipien in konkreten Projekten umsetzen?

Von Best-Practice-Beispielen lernen

Wie die Wissen­schaft als vertrau­ens­wür­diger Akteur Betei­li­gungs­pro­zesse moderieren kann, zeigte Katja Treichel-Grass vom PIK anhand von Erfah­rungen aus dem Ariadne-Projekt. Wichtig sei, der Bevöl­kerung vor Ort gute Betei­li­gungs­mög­lich­keiten zu bieten. So könnten Optionen entwi­ckelt werden, die Entschei­dungs­trä­ge­rinnen und ‑trägern als Grundlage dienen. Für Betei­li­gungs­formate sei ein gutes Erwar­tungs­ma­nagement entscheidend.

Zugleich müssten Projek­tie­rende und politische Verant­wort­liche akzep­tieren, dass ein Projekt am Ende anders als geplant – oder gar nicht – umgesetzt wird. Betei­ligung bedeutet nicht, Zustimmung zu Projekten herzu­stellen oder Wider­stand zu managen.

Tony Oehm vom Start-up ZeroEx betonte, dass vor allem die Präsenz vor Ort, eine bürgernahe Kommu­ni­kation und das Vermeiden überhöhter Erwar­tungen entscheidend seien, um Vertrauen und Akzeptanz zu gewinnen.

Mit der zuneh­menden Zahl konkreter CO₂-Entnah­me­pro­jekte wird das Thema Akzeptanz weiterhin hochak­tuell bleiben. Neben Möglich­keiten der finan­zi­ellen Betei­ligung von Kommunen – ähnlich wie bei erneu­er­baren Energien – wird auch die Frage wichtig sein, wie Betei­li­gungs­pro­zesse künftig finan­ziert werden können.

Soll CO₂-Entnahme insgesamt – und sollen konkrete Projekte als Teil der Klima­schutz­be­mü­hungen – gesell­schaft­liche Akzeptanz finden, ist es dringend nötig, weiter daran zu arbeiten und zu erfor­schen, wie diese Akzeptanz herge­stellt und wie die Bevöl­kerung bezie­hungs­weise Anwoh­nende für entspre­chende Projekte gewonnen werden können.

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