Macrons leerer Applaus für Abbas verrät die paläs­ti­nen­sische Demokratie

Als Präsident Emmanuel Macron sich mit dem israe­li­schen Fernseh­sender Channel 12 zusam­men­setzte, erklärte er, dass die Ernennung eines Vizeprä­si­denten für die Paläs­ti­nen­sische Autono­mie­be­hörde ein ausrei­chender Reform­schritt sei, um die Anerkennung eines paläs­ti­nen­si­schen Staates durch Frank­reich zu recht­fer­tigen. Mit diesen Worten gab Macron Mahmoud Abbas einen Freifahrt­schein – er applau­dierte einer kosme­ti­schen Geste und ignorierte dabei die einzige Reform, die die Paläs­ti­nenser seit fast zwei Jahrzehnten fordern: das Recht, an freien Präsi­dent­schafts- und Parla­ments­wahlen teilzunehmen.

Als Präsident Emmanuel Macron sich mit dem israe­li­schen Fernseh­sender Channel 12 zusam­men­setzte, erklärte er, dass die Ernennung eines Vizeprä­si­denten für die Paläs­ti­nen­sische Autono­mie­be­hörde ein ausrei­chender Reform­schritt sei, um die Anerkennung eines paläs­ti­nen­si­schen Staates durch Frank­reich zu recht­fer­tigen. Mit diesen Worten gab Macron Mahmoud Abbas einen Freifahrt­schein – er applau­dierte einer kosme­ti­schen Geste und ignorierte dabei die einzige Reform, die die Paläs­ti­nenser seit fast zwei Jahrzehnten fordern: das Recht, an freien Präsi­dent­schafts- und Parla­ments­wahlen teilzunehmen.

Gaza liegt in Trümmern. Die Paläs­ti­nenser trauern um die Toten, fordern Rechen­schaft und suchen nach Hoffnung. Doch statt auf bedeu­tende Verän­de­rungen zu drängen, gratu­liert der franzö­sische Staatschef Abbas dazu, dass er seiner stagnie­renden Regierung einen neuen Titel hinzu­gefügt hat. Ein Vizeprä­sident wird einer Führung, die den Kontakt zu ihrem Volk verloren hat, nicht wieder Legiti­mität verleihen. Das können nur Wahlen leisten.

Die Versäum­nisse der Paläs­ti­nen­si­schen Autono­mie­be­hörde sind nicht abstrakt. Seit fast 20 Jahren darf kein Paläs­ti­nenser mehr seine Stimme für den Präsi­denten oder das Parlament abgeben. Die Insti­tu­tionen sind zu Patro­na­ge­netz­werken verkommen, in denen Loyalität belohnt und Dissens bestraft wird. Korruption ist weit verbreitet. Sicher­heits­kräfte werden häufiger einge­setzt, um Kritiker zum Schweigen zu bringen, als um Bürger zu schützen. Anstatt eine Strategie zur Beendigung der Besatzung oder zur Verei­nigung der Paläs­ti­nenser zu entwi­ckeln, klammert sich die Behörde an die Macht und überlebt dank auslän­di­scher Hilfe und inter­na­tio­naler Nachsicht.

Unter­dessen hat Abbas‘ Diplo­matie an Bedeutung verloren. Seine jährlichen Reden vor der UNO, die einst mit Spannung erwartet wurden, sind heute kaum mehr als ein Ritual. Sie werden in New York mit Applaus bedacht, haben aber in Ramallah, Nablus oder Rafah keinerlei Wirkung.

Und doch hat Abbas selbst einmal zugegeben, was Macron nicht sagen will: dass Wahlen unerlässlich sind. In einem Brief vom 9. Juni 2025 an den saudi­schen Kronprinzen und den franzö­si­schen Präsi­denten versprach er, diese innerhalb eines Jahres abzuhalten, und bezeichnete die Wahl als ein natio­nales und verfas­sungs­mä­ßiges Recht. Macron weiß das. Alle europäi­schen Staats- und Regie­rungs­chefs wissen das. Aber anstatt auf Rechen­schaft zu bestehen, hat der franzö­sische Präsident beschlossen, so zu tun, als sei die Ernennung eines Stell­ver­treters gleich­be­deutend mit einer Reform. Das ist keine Reform. Es ist eine Ausflucht.

Die Paläs­ti­nenser sind erschöpft – erschöpft von der politi­schen Stagnation, erschöpft von Politikern, die für sie sprechen, aber nie mit ihnen, erschöpft davon, dass inter­na­tionale Politiker symbo­lische Gesten begrüßen, während sie die demokra­tische Leere in ihrem Land ignorieren. Sie brauchen keine weitere Runde leerer Anerken­nungen von Regie­rungen, die Tausende von Kilometern entfernt sind. Frank­reich, Großbri­tannien und Kanada werden sich vielleicht bald anschließen, um Palästina „anzuer­kennen“, aber Anerkennung ohne Erneuerung ist nur Theater. Keine dieser Haupt­städte kontrol­liert die paläs­ti­nen­sische Souve­rä­nität. Der einzige Staat, der dies verwirk­lichen kann, ist Israel.

Diese Realität erfordert Strategie, keine Zeremonien. Das bedeutet, direkt mit den Israelis zu verhandeln, nicht nur mit den G7. Es bedeutet, Vertrauen, Einfluss und gemeinsame Inter­essen mit den einzigen Menschen aufzu­bauen, die zwei Staaten zu mehr als nur einer Idee machen können. Macrons Applaus für Abbas bringt nichts davon voran. Schlimmer noch, er signa­li­siert den Paläs­ti­nensern, dass die inter­na­tionale Gemein­schaft sich mit kosme­ti­schen Reformen zufrieden gibt, während die Demokratie auf unbestimmte Zeit verschoben wird.

Macron hatte die Gelegenheit, sich auf die Seite des paläs­ti­nen­si­schen Volkes zu stellen und dessen Forderung nach echter Vertretung zu unter­stützen. Er hätte seine Plattform nutzen können, um Wahlen zu fordern, Abbas zur Einhaltung seiner eigenen Verpflich­tungen aufzu­fordern und darauf zu bestehen, dass Legiti­mität aus den Wahlurnen kommt und nicht aus auslän­di­schem Applaus. Statt­dessen stellte er sich hinter Abbas und verstärkte damit einen stagnie­renden Status quo, der der Diplo­matie in Paris dient, die Paläs­ti­nenser jedoch in ihrer Lähmung gefangen hält.

Die Paläs­ti­nenser verdienen Besseres. Sie verdienen Führer, die ihren Willen wider­spiegeln, Insti­tu­tionen, die ihre Würde wahren, und inter­na­tionale Partner, die ihre demokra­ti­schen Bestre­bungen unter­stützen – und nicht verraten. Bis dies geschieht, werden keine neuen Titel in Ramallah und kein Applaus aus Paris etwas an der Wahrheit ändern: Die paläs­ti­nen­sische Demokratie bleibt Geisel der Weigerung ihrer eigenen Führer und der Gleich­gül­tigkeit derje­nigen im Ausland, denen Symbolik leichter fällt als Substanz.

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