Von #MeTwo zum #GermanDream
Wie gestalten wir die Einwanderungsgesellschaft? Dieser Frage ist das Zentrum Liberale Moderne im Oktober im Rahmen der Roundtable-Reihe “Challenging Democracy” mit dem Progressiven Zentrum nachgegangen. Mit von der Partie waren die Journalistin Düzen Tekkal, die Integrationsbeauftragte von Berlin-Pankow, Katarina Niewiedzial, sowie der Gründer der “Hotline für besorgte Bürger”, Ali Can.
Insbesondere durch die #MeTwo- und die #GermanDream-Debatte, die von Ali Can und Düzen Tekkal ausgelöst wurden, ergibt sich die Frage: Wie weit sind wir im Prozess des gesellschaftlichen Zusammenwachsens – und werden Konflikte nicht gerade dort sichtbar, wo Integration gelingt?
Katarina Niewiedzial stellte zu Beginn die für sie zentralen Fragen: Für wen ist der Staat da und wer beteiligt sich eigentlich am Staat? Niewiedzial attestiert staatlichen Einrichtungen und Behörden eine Repräsentationslücke: “An den Tischen fehlen immer die gleichen Menschen.” Gerade die Behörden spielen aber im alltäglichen Leben der Menschen eine wichtige Rolle. Das macht Repräsentation und Beteiligung zu einer zentralen Aufgabe. Insgesamt zeichnet Niewiedzial ein positives Zukunftsbild: Auch wenn in der Vergangenheit viel versäumt worden sei, hätten sich Ankunftsstrukturen im Vergleich zur ersten Einwanderungsgeneration verbessert.
Zu wenig um die Herzen gekämpft
Die Frage, ob Identität in den vergangenen Jahren wichtiger geworden sei, bejahte Düzen Tekkal. Der Prozess des Zusammenwachsens habe sich nicht nur in eine positive Richtung entwickelt. “In der Vergangenheit wurde bei dem Thema Integration zu wenig um die Herzen gekämpft“. Um die liberale Demokratie zu stärken, sei dies aber zentral. Auch heikle Themen sollten von DemokratInnen in Angriff genommen werden, da mit diesen sonst Politik gemacht werde. Düzen Tekkal war es wichtig, mit dem #GermanDream einen positiven und zukunftsorientierten Beitrag zur Integrationsdebatte zu leisten.
Ali Can stellte die Frage, wie eine konstruktive Debatte aussehen kann. Mit seiner “Hotline für besorgte Bürger” möchte er ein Gesprächsangebot schaffen und die Meinungen seiner AnruferInnen durch Fragen entschärfen – anstatt sie sofort vom Gegenteil überzeugen zu wollen. “Die entscheidende Aufgabe besteht darin, unseren Wertekonsens in Rückbezug auf das Grundgesetz zu erklären und zu übersetzen”. Ali Can hat #MeTwo nicht nur initiiert, sondern sich auch mit der Auswertung beschäftigt. Eine erste Erkenntnis: Viele Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen, über die in entsprechenden Tweets berichtet wurde, fanden an Schulen statt. Rassismus und Ausgrenzungserfahrungen beginnen demnach nicht nur frühzeitig, sondern sind zudem strukturell verankert.
In der Diskussion mit den Gästen wurde deutlich: Es gibt zum Einen sehr unterschiedliche Einschätzungen, wo wir uns derzeit im Prozess des Zusammenwachsens befinden. Und zum Anderen gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, was unter Integration zu verstehen ist. Die Gäste und ImpulsgeberInnen waren sich jedoch einig, dass Repräsentation, sichtbarer Aufstieg und Partizipation für unsere Gesellschaft wichtig sind und dass hierfür strukturelle Änderungen stattfinden müssen. Nach dieser konstruktiven, aber auch kontroversen Diskussionsrunde wurde der Wunsch geäußert, erneut zusammenzukommen und gemeinsam darüber zu diskutieren, wie wir unsere Einwanderungsgesellschaft gestalten.
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