Bill Gates: Konstruktive Vorschläge gegen den Klimawandel

Foto: © Mit freund­licher Geneh­migung des Autors. /​ Piper Verlag

In seinem optimis­ti­schen Buch „Wie wir die Klima­ka­ta­strophe verhindern“ setzt Bill Gates auf eine Mischung aus staat­licher Regulierung und markt­wirt­schaft­lichen Lösungen für den Klima­wandel. Der Milli­ardär glaubt: Nachhal­tigkeit kann sich im Markt durch­setzen. Und dafür liefert er gute Argumente, findet Gideon Böss.

Bisher wurde die Welt immer nur von Super­helden in Filmen und Büchern gerettet. Durch den Klima­wandel haben sich die Vorzeichen geändert und plötzlich machen sich immer mehr Normal­sterb­liche daran, ihren Teil zur Weltrettung zu leisten. Diesem stetig größer werden Team gehört von schwe­di­schen Schüle­rinnen bis zu US-Milli­ar­dären eine ziemlich bunte Mischung an. An dieser Stelle nun soll es um die US-Milli­ardäre gehen und dabei speziell um Bill Gates. Er leistet mit der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung schon seit Jahrzehnten eine wertvolle Arbeit in Afrika, wo er unter anderem Projekte fördert, durch die Millionen Menschen Zugang zu sauberem Trink­wasser erhielten. Gleich­zeitig hat er sich im Laufe der Zeit immer mehr mit den Folgen des Klima­wandels beschäftigt und ist auch in diesem Bereich mittler­weile eine der wichtigsten inter­na­tio­nalen Stimmen. Und diese Stimme hat mit „Wie wir die Klima­ka­ta­strophe verhindern“ ein Buch vorgelegt, in dem sie darüber berichtet, was ihrer Meinung nach getan werden muss, um die Klima­ziele bis 2050 zu erreichen.

Speziell für ein Lesepu­blikum, das mit der deutschen Klima­wandel-Rhetorik sozia­li­siert wurde, die oft einen morali­schen und alarmis­ti­schen Ton aufweist, ist es in einem erstaunlich zuver­sicht­lichen Stil geschrieben. Gates zeigt zwar die Probleme auf, die es gibt und die in ihrer Größe kaum zu überschätzen sind, doch durch­zieht sein ganzes Buch ein anste­ckender Optimismus. Gates setzt auf den Erfin­der­geist des Menschen, auf Innova­ti­ons­kraft und den freien Markt. Dass der Klima­wandel nicht gegen die Bevöl­kerung durch­ge­setzt werden kann, steht für ihn fest, weswegen die Bürger überzeugt werden müssen, statt durch Verbote zu einem bestimmten Verhalten gezwungen zu werden. Keine künst­liche Verteuerung von Fleisch, sondern hochwer­tiger Fleischersatz. Kein Verbot von Verbren­nungs­mo­toren, sondern schicke E‑Autos. Kein Verbot von fossilen Brenn­stoffen, sondern günstige CO2-neutrale Alter­na­tiven. Sein Kalkül ist dabei, dass der Markt selbst die Argumente zum „grünen Wechsel“ liefert. Wer nicht aus ökolo­gi­schen Gründen das klima­freund­liche Produkt wählt, macht es dann eben aus ökono­mi­schen, was in der Konse­quenz aufs Gleiche hinausläuft.

Mit Verweis auf gewaltsame Proteste in verschie­denen Ländern, die auf staat­liche Energie­preis­er­hö­hungen folgten, stellt er klar, dass Klima­wan­del­ge­setze nicht gegen die Bevöl­kerung durch­ge­setzt werden können. Wenn einem schon jetzt am Ende des Monats das Geld fehlt, wird man keine Strom- oder Sprit­preis­er­hö­hungen hinnehmen. Um also die Menschen zu überzeugen, muss man ihnen die Angst nehmen, dass die Maßnahmen gegen den Klima­wandel ihr Leben unbedingt teurer und kompli­zierter machen. Gates weist dabei auf Innova­tionen im Energie­sektor hin und spricht sich eindeutig für Atom- und Kernfu­si­ons­kraft­werke aus. Sie würden den günstigsten und zuver­läs­sigsten Strom liefern, noch dazu CO2-neutral. Außerdem sei die Gefahr einer Kernschmelze in modernen Atomkraft­werken ausge­schlossen bezie­hungs­weise in Kernfu­si­ons­re­ak­toren schlicht nicht möglich. Für Gates sieht die Sache sehr einfach aus: Entweder wir nutzen die Kernenergie oder wir können den Klima­wandel nicht stoppen.

Auch wenn er auf den Markt setzt, ist er kein Gegner staat­licher und überna­tio­naler Bemühungen. Im Gegenteil ist für ihn klar, dass nur durch das Zusam­men­spiel all dieser Bereiche – Markt, Innova­ti­ons­kraft und Staat bzw. überna­tionale Insti­tu­tionen – die Möglichkeit besteht, die Klima­ka­ta­strophe abzuwenden. Auch wenn er den Einsatz von Zwang fast nie für sinnvoll hält, kann er ihn sich in Bezug auf Länder grund­sätzlich vorstellen, die sich nicht um das Erreichen der selbst erklärten Klima­ziele bemühen. In solchen Fällen könnte er sich eine Art Ausgleichs­zahlung vorstellen, mit der anderswo in klima­freund­liche Infra­struktur inves­tiert wird. Insgesamt aber packt er das Thema Klima­wandel an wie der Geschäftsmann, der er ist, und versucht darum dem Kunden bezie­hungs­weise Bürger ein attrak­tives Produkt zu verkaufen. Wobei er seinen Optimismus auch daraus zieht, dass der Klima­wandel mittler­weile einen wichtigen Platz in der Öffent­lichkeit einnimmt. Bei der Finanz­krise ab 2008 gingen die Inves­ti­tionen im Bereich Klima­schutz drama­tisch zurück, zieht er als Beispiel heran, während die noch viel verhee­rendere Corona-Pandemie ab 2020 keinen vergleich­baren Effekt ausgelöst habe.

„Wie wir die Klima­ka­ta­strophe verhindern“ gelingt das Kunst­stück, die Komple­xität des Themas für Laien nachvoll­ziehbar zu machen, während er trotzdem einen optimis­ti­schen Grundton anschlägt, der in der deutschen Klima­de­batte oft genug fehlt. Für ihn steht fest, dass eine Katastrophe abgewendet werden kann, wenn wir auf den mensch­lichen Erfin­dungs­reichtum und die Zusam­men­arbeit von Ländern und überna­tio­nalen Organi­sa­tionen setzen.

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