„Effizienz ist die Feindin der Innovation“

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Mehr Infor­ma­tionen

Wir müssen die digitale Welt gestalten, statt uns gestalten zu lassen. Die techno­lo­gische Logik darf Mensch­lichkeit und Kreati­vität nicht mit Effizienz erdrücken, schreibt Alexandra Borchardt im Sammelband „Libera­lismus neu denken“.

Wir haben Alexandra Borchardt gebeten, eine Kernaussage ihres Beitrages zum Sammelband „Libera­lismus neu denken“ im Video­in­terview zu erläutern: „Eine freiheit­liche Gesell­schaft lebt vom Denken, das Grenzen sprengt. Denn das Leben ist nur begrenzt berechenbar.“

Ich tweete, also bin ich? Für eine neue Ethik der Digitalisierung

Alexandra Borchardt 

Sie gehörten zu den traurigsten Szenen, die diese Pandemie zu bieten hatte: Kranken­pfle­ge­rinnen, die sterbens­kranken Covid-Patienten Tablet­com­puter vors Gesicht hielten, um diesen wenigstens die Illusion zu vermitteln, ihre Liebsten seien ihnen nahe. Auch wenn das Wort Zoom Fatigue seinen Platz im deutschen Sprach­ge­brauch behauptet, hätte es ohne die Digita­li­sierung all dies nicht gegeben: Die Möglichkeit, Einsamkeit zu durch­brechen, Gefühle von Verbun­denheit zu schaffen, Verbindung zu halten und Botschaften zu übermitteln, selbst in Grenz­si­tua­tionen des Lebens. Wer es weniger pathe­tisch mag, kann an profanere Vorteile denken, zum Beispiel daran, dass viele Beschäf­tigte dank vernetzter Welt auch unter Isola­ti­ons­be­din­gungen ihren Lebens­un­terhalt verdienen und sich versorgen lassen konnten. All das darf man Freiheit nennen. Ohne digitale Kommu­ni­ka­ti­ons­kanäle wäre diese Pandemie eine andere gewesen.

Eindeutig ist die Lage indes nicht. Für jedes Argument, das die Möglich­keiten der Digita­li­sierung feiert, gibt es ein anderes, welches ihre Gefahren beschwört. Ja, wir haben neue, indivi­duelle Freiheiten. Viele von uns können nun arbeiten, wo sie wollen, unbegrenzt kommu­ni­zieren, Angebote vergleichen und quer durch das Netz shoppen. Dank der Plattform-Ökonomie lässt sich theore­tisch aus allen Winkeln der Erde ein Weltmarkt erschließen. Man kann Server-Kapazi­täten in Daten-Wolken mieten, noch vor dem Aufstehen seine Bankge­schäfte tätigen und sich günstig weiter­bilden. Verglichen mit allem, was der Kapita­lismus den Bewohnern der rein analogen Welt abver­langt hatte, haben die digitalen Struk­turen Konsu­menten und Entre­pre­neure ermächtigt. Und auch die bürger­lichen Freiheiten sind gewachsen. Wir alle können uns über verschie­denste Kanäle infor­mieren, äußern, darstellen, politisch einmi­schen und notfalls rund um den Globus Verbündete suchen. Die Bedeutung der Drucker­presse schwindet, jeder kann sein eigener Verleger sein.

Digita­li­sierung verändert die Welt, wie wir sie kennen

Aber die Digita­li­sierung beendet auch die Freiheit, wie wir sie kennen. Wenn alles mitein­ander vernetzt ist, kann kaum jemand unerkannt agieren. Unsere Wege, unsere Gewohn­heiten, unsere Vorlieben, unsere Ausgaben, unsere Leistungen – mehr und mehr von dem, was früher ohne Spuren blieb oder in verein­zelten Akten verschwand, füttert heute Daten­berge, von denen wir nicht wissen, ob sie irgendwann zu Fried­höfen oder gegen uns verwendet werden. Wo Algorithmen ohne Unterlass Daten­punkte sortieren, Bestseller zu Top-Sellern machen und weniger Gefragtes auf die Halde des Vergessens schieben, fragen wir uns zuweilen, was wir noch selbst entscheiden und wo in Wirklichkeit für uns entschieden wird. Bewer­bungen oder Kredit­an­fragen werden von Software aussor­tiert, bevor ein Mensch sie gesichtet hat. Das Individuum und seine Poten­tiale verschwinden in Hochrech­nungen. Wer Dave Eggers Roman »The Every«130 liest – eine bitterböse Dystopie über einen alles steuernden Konzern –, dem vergeht das Lachen. Noch behauptet sich in der realen Welt das analoge Buch, in dem man ohne Nachver­folgung lesen kann. Das Bargeld dagegen, einst Schlüssel zur Freiheit, ist mancherorts schon ausge­mustert. Es gibt durchaus Anlass, uns um die Freiheit in der digita­li­sierten Welt zu sorgen.

Es ist umstritten, wer diese Freiheit am stärksten bedroht. Sind es die Tech-Konzerne des Silicon Valley, deren Geschäfts­mo­delle in den sozialen Netzwerken das Laute und Krasse belohnen und damit kulti­vierte Debatten so schwierig machen? Viele fühlen sich vom Bürger zum Konsu­menten degra­diert, den die Bequem­lichkeit digital verfüg­barer Dienst­leis­tungen so schläfrig macht, dass er gar nicht spürt, wie er an der Leine der Algorithmen geführt wird. Die kritische Literatur zu den Tech-Giganten ist zum eigenen Genre geworden, selbst ehemalige Größen des Geschäfts stricken mit an diesem Narrativ.

In Ländern, in denen Despoten und Autokraten regieren, fällt das Urteil über Facebook (neuer­dings Meta) und Google milder aus. Wo Überwa­chung, Kontrolle und Propa­ganda zum Alltag gehören und man Stück für Stück um Infor­ma­tionen und Meinungs­freiheit ringt, da ergreifen viele jede Chance, sich zu vernetzten. Die digitale Welt ermög­licht ihnen ein offeneres Leben, im Idealfall Solida­rität. Die Neben­wir­kungen nehmen sie in Kauf, selbst wenn viele wissen: Jeder Schritt im Netz macht sie durch­schau­barer, kontrol­lier­barer, angreif­barer. Das Internet bietet beides: die Möglichkeit subver­siver Infor­mation und Aktion wie das die Möglichkeit umfas­sender Kontrolle, ja eines digitalen Totali­ta­rismus. China ist Vorreiter auf diesem Weg, andere folgen.

Digita­li­sierung gestalten

Doch es geht anders. Es muss anders gehen. Wir müssen die digitale Welt gestalten, statt uns gestalten zu lassen. Es gilt, nachzu­ar­beiten. Die frühen Propheten der Digita­li­sierung hatten zwar Freiheit gerufen, sie aber nicht zu Ende gedacht. Die »Weisheit der Vielen« wurde schnell zur Tyrannei der Lauten. Freiheit ohne Regeln gibt das Recht den Stärksten, sie mündet in Anarchie oder Diktatur. Hass und Hetze im Netz machen mundtot, statt zu ermäch­tigen. In der Demokratie gehört das Recht zur Freiheit wie die Tür zur Wohnung. Meinungs­freiheit ist elementar, aber ohne Gewal­ten­teilung und Rechts­staat steht das Individuum schutzlos da. Zwar gilt das Recht auch in der digita­li­sierten Welt, es ist nur zu langsam. Gebraucht wird eine neue Ethik der Digita­li­sierung, die für alle gilt: Regie­rungen, Unter­nehmen und jeden einzelnen Bürger. Freiheit, Recht und Verant­wortung – erst als Dreige­stirn dienen sie dem Menschen.

Es macht Hoffnung, dass Politik und Gesell­schaft es nicht länger den Tech-Konzernen überlassen, was geht und was nicht gehen sollte im digitalen Raum. Technik ist nur ein Mittel. Sie kann gesell­schaft­liche Probleme verstärken, aber auch zu deren Lösungen beitragen. Die Verant­wortung dafür liegt nicht bei den Internet-Konzernen allein. Wie sich techno­lo­gi­scher Fortschritt mit Werten unter­füttern ließe, hat zum Beispiel das Projekt »Ethik der Digitalisierung«131 ergründet. Unter Schirm­herr­schaft von Bundes­prä­sident Frank-Walter Stein­meier waren Internet-Forschungs­in­stitute rund um den Globus daran beteiligt. 151 Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaftler aus 51 Ländern weltweit hatten sich über zwei Jahre den Kopf über zentrale Fragen zerbrochen: Wie lassen sich Debatten in den sozialen Netzwerken so moderieren, dass die Meinungs­freiheit gewahrt bleibt und Hass minimiert wird? Wie müssen Algorithmen entwi­ckelt werden, damit sie nicht diskri­mi­nieren? Wie könnte eine vernetzte Stadt aussehen, die den Menschen dient und sie nicht zum Beiwerk einer Tech-Utopie degra­diert? Wie kann und muss digitale Bildung struk­tu­riert sein, damit alle davon profi­tieren? Allein die Vielfalt der Themen, die dieses Projekt nur antippen konnte, zeigt, wie breit und tief die Debatte geführt werden muss. Und der globale Ansatz macht deutlich, dass sie befreit werden muss aus dem Pingpong zwischen Europa und den USA mit China als lachendem Dritten am Spiel­feldrand. Länder in Afrika und Südost­asien haben von der Digita­li­sierung jeweils anderes zu gewinnen und zu verlieren als jene der westlichen Welt.

Aber wie müsste eine Ethik der Digita­li­sierung in einer liberalen Welt aussehen? Dafür gibt es keine Blaupause, aber ein paar Grund­sätze sollten gelten. Hier sind sieben, die ein Anfang sein könnten:

Erstens, die Freiheit und Selbst­be­stimmung des Einzelnen muss abgesi­chert werden. Eine liberale Gesell­schaft vertraut auf die Kraft von Individuen und deren Zusam­men­spiel in einem fairen, plura­lis­ti­schen Wettbewerb. Vielfalt ist der Schlüssel zu gesell­schaft­licher und wirtschaft­licher Innovation und Prospe­rität. In einer Welt der digitalen Bewer­tungen, Likes und Klicks, in der Rankings und Hochrech­nungen stets den Bestseller fördern und weniger populäres automa­tisch aussieben, bleibt Indivi­dua­lität auf der Strecke. Auch Menschen diskri­mi­nieren und schüchtern ein, aber Software tendiert dazu, Stereotype und Fehler zu poten­zieren. Künst­liche Intel­ligenz stellt so manches Mal Weichen fürs Leben. Algorithmen müssen deshalb regel­mäßig auf Diskri­mi­nie­rungs­freiheit überprüft werden. Menschen brauchen Möglich­keiten, im Zweifelsfall schnell und unkom­pli­ziert zu ihrem Recht zu kommen. Keine Frage, aus Daten­fülle lassen sich segens­reiche Erkennt­nisse schöpfen. Aber Vorsicht, Kalku­la­tionen sind keine Fakten. Auch in der digitalen Gesell­schaft muss der Einzelfall gewürdigt werden.

Zweitens, wir brauchen Kommu­ni­ka­ti­ons­platt­formen, die Qualität fördern und Vertrauen bilden. Milli­arden Menschen sind dieser Tage auf sozialen Netzwerken und Suchma­schinen unterwegs, aber nur etwa jeder Vierte gibt an, ihnen auch zu vertrauen.132 Kein Wunder, denn dort lässt sich nur schwer ausein­an­der­halten, was seriöse Inhalte sind und was wegen anderer Eigen­schaften in die Timeline gespült wurde, vor allem, weil es irgendwie schrill oder voyeu­ris­tisch ist. Die auf Anzei­gen­erlöse bauenden Geschäfts­mo­delle der Plattform-Konzerne sorgen dafür, denn sie zielen auf die Masse der Blicke und Inter­ak­tionen. Es ist naiv zu glauben, dass man Nutzer per Ansage von einer auf eine andere, »bessere« Plattform umleiten kann – schließlich sind die meisten irgendwo unterwegs, weil es ihre Bekannten, Kolle­ginnen, Freunde oder Liebsten auch sind, oder weil sie, wie zum Beispiel Medien­marken, bestimmte Nutzer erreichen wollen. Also müssen innerhalb der Platt­formen Grund­regeln gelten.

Zu den cleversten Ideen gehört es, statt sich vor allem mit dem Moderieren und Löschen von anstö­ßigen oder illegalen Inhalten zu beschäf­tigen, verstärkt jene Beiträge mit Quali­täts­siegeln zu versehen, die von vertrau­ens­wür­digen Insti­tu­tionen kommen und auf diese Weise bei der automa­ti­schen Sortierung aufzu­werten. Dies ist Kern der Journalism Trust Initiative133, die von Reporter ohne Grenzen mit Unter­stützung der European Broad­casting Union und der Nachrich­ten­agentur AFP initiiert wurde. Organi­sa­tionen, die ein solches Siegel wollen, müssen sich zerti­fi­zieren lassen, Vorbild ist die Selbst­re­gu­lierung der Industrie durch DIN-Normen. Proble­ma­tische Beiträge auf diese Weise weniger sichtbar zu machen, statt sie zu löschen, stärkt die Qualität und die Meinungs­freiheit gleicher­maßen. Das größte Politikum ist die Frage: Was muss weg aus dem Netz? Die einen fordern, dass die sozialen Netzwerke »schäd­liche Inhalte« löschen sollten. Dieje­nigen, die unter repres­siven Regie­rungen leiden, befürchten dadurch aus leidvoller Erfahrung ein Einfallstor für Zensur. Einig sind sich alle nur darin, was auch der Europarat empfiehlt.134 Konse­quent und zügig entfernt werden sollte das, was gegen Gesetze verstößt.135 Auch im digitalen Zeitalter bleibt Meinungs­freiheit ein Grund­recht und eine Säule der Demokratie.

Drittens, die techno­lo­gische Logik darf Mensch­lichkeit und Kreati­vität nicht mit Effizienz erdrücken. Die Logik der Technik ist die der Optimierung. Künst­liche Intel­ligenz berechnet Lösungen aus Daten, je mehr davon vorhanden sind, desto genauer die Empfehlung. Wir kennen das aus den digitalen Routen­planern: Alles steuert auf eine scheinbar optimale Lösung zu. Was rechts und links des Weges liegt, wird ignoriert. Das Ziel ist größt­mög­liche Effizienz. Aber so seltsam es klingen mag: Effizienz ist die Feindin der Innovation. Innovation erfordert Experi­men­tier­freude, die Fähigkeit, Dinge zu verknüpfen, die auf den ersten Blick nicht zusam­men­ge­hören, Probleme radikal anders zu lösen, als vorhandene Techniken dies nahelegen. Hätte Apple nur das Mobil­te­lefon optimiert, gäbe es das iPhone nicht. Wer immer nur Kohle­kraft­werke sauberer macht, schafft keine Energie­wende. Viele große Erfin­dungen bauten auf überra­schenden Beobach­tungen. In ihrem Buch »The Imagi­nation Machine«136 beschreiben Martin Reeves und Jack Fuller, wie Organi­sa­tionen sich vom Korsett der Effizienz befreien und syste­ma­tisch Vorstel­lungs­kraft trainieren können. Eine freiheit­liche Gesell­schaft lebt vom Denken, das Grenzen sprengt. Das Leben ist begrenzt berechenbar.

Viertens, gesell­schaft­liche Probleme müssen von der Gesell­schaft gelöst werden, nicht von Technik. Technik ist verfüh­re­risch. Wer wünscht sich nicht, dass sich Hinder­nisse auf Knopf­druck besei­tigen, alle Krank­heiten mit einer Tablette heilen lassen – und das möglichst neben­wir­kungsfrei. Technik kann ein Segen sein, aber sie verleitet dazu, zu stark auf sie zu bauen. So manch ein Unter­nehmen glaubt, mit der richtigen Technik ist die Digita­li­sierung ein gemachtes Bett. Dass digitaler Wandel vor allem Kultur­wandel ist, der die Macht­ver­hält­nisse zwischen Sendern und Empfängern berührt, müssen viele erst schmerzlich lernen. Eine strahlend-schöne Technikwelt kann einiges kaschieren, verlassen sollte man sich darauf nicht. Das automa­ti­sierte Löschen in den sozialen Netzwerken demons­triert, an welche Grenzen Technik stößt, wenn es um Nuancen geht, kultu­relle Vielfalt und unter­schied­liche Empfind­lich­keiten. Ohne Menschen läuft da nichts. Manchmal fördert Technik erst zutage, wo Probleme liegen. Die ameri­ka­nische Gesell­schaft war schon polari­siert, lange bevor es soziale Netzwerke gab. Aber die Möglichkeit für Gruppen, sich nun schneller und effek­tiver zu verbünden, hat den Konflikt übergroß gemacht. Mit etwas Mut könnte man sagen, das ist gut, denn nur wo Bruch­stellen sichtbar sind, kann die Reparatur beginnen.

Fünftens, die liberale Gesell­schaft braucht bürger­schaft­liches Engagement. Politische Betei­ligung in der digitalen Gesell­schaft, das sieht nach einer bequemen Sache aus. Eine Petition ist schnell geliked, ein Kommentar gepostet. Ich tweete, also bin ich? Das ist eine Scheinwelt. Bürger­schaft­liches Engagement, politische Betei­ligung sind und bleiben anstrengend. Sie fordern Einsatz, Arbeit, Mühe und Liebe zum Detail. Im Silicon Valley gibt es jene, die glauben, Politik habe ausge­dient. Eine Art digital gesteuerte Super-Verwaltung sei alles, was der Bürger brauche. Dies verkennt, dass Politik die Kunst des Aushan­delns zwischen unter­schied­lichen Auffas­sungen und Inter­essen ist. Demokratie gedeiht im Ringen um die Lösung, die am besten zwischen diver­gie­renden Inter­essen vermittelt.

Sechstens, im Zentrum der freiheit­lichen Gesell­schaft steht Bildung – digitale Bildung für alle. Bildung ist ein Aufstiegs­ver­sprechen, sie ist der Schlüssel, um gesell­schaft­liche Klassen zu überwinden. Noch nie waren die Möglich­keiten zur Bildung so hoch wie in der digitalen Welt, wo es unendlich viele Angebote kostenfrei über das Internet gibt. Und doch werden sie selten von denen genutzt, die davon am meisten profi­tieren könnten. Es muss darum gehen, Menschen aller Schichten Lust auf lebens­lange Bildung zu machen. Die Formate dafür sind vielfäl­tiger denn je, vom linearen Lesen übers Podcast-Hören bis hin zum Gaming und der virtu­ellen Realität dürfte jede und jeder das finden, was den eigenen Lernbe­dürf­nissen entspricht. Genera­tionen können vonein­ander lernen, was für eine Chance! Digitale Bildung gehört zur Grund­bildung. Wie recher­chiert man im Netz, wie verhält man sich dort, wie überprüft man Infor­ma­tionen, was kann man tun, und was sollte man lassen? Dies müssen Kultur­tech­niken für alle werden. Wenn wir die digitale Welt gestalten wollen, müssen wir sie verstehen.

Siebtens, unabhängige Medien brauchen Schutz und Stärkung. Journa­lismus wird oft als vierte Gewalt bezeichnet, auf jeden Fall ist er eine Säule der Demokratie. Dort, wo Menschen unabhängige Medien zur Verfügung stehen, gehen sie häufiger zur Wahl, kandi­dieren öfter für politische Ämter, werden Gemein­de­fi­nanzen besser gemanagt, weil eine Instanz von außen den Handelnden auf die Finger schaut. Öffentlich-recht­licher Rundfunk – und nicht ein als solcher verklei­deter Staatsfunk – stabi­li­siert die Demokratie.137 Die Zeit der Gatekeeper sei abgelaufen, argumen­tieren manche, dank der sozialen Netzwerke bekämen die Menschen die große Debatte auch ohne Hilfe hin. Die Flut der Behaup­tungen und Lügen, die durch das Netz schwappt, demons­triert das Gegenteil. Menschen brauchen verläss­liche Infor­ma­tionen, um sich zu orien­tieren, eine Meinung zu bilden, sich zu entscheiden. Die Pandemie hat gezeigt, dass dies im Zweifel Leben retten kann.

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