European Book Club: „The Lost Future: And How to Reclaim It“ – Wie Demokratien ihre Zukunft zurückgewinnen
In seinem Buch The Lost Future: And How to Reclaim It, gespickt mit satirischen Cartoons, untersucht Jan Zielonka, warum Demokratien inmitten globaler Krisen wie Klimawandel und Kriegen an Stabilität verlieren. Im Gespräch mit Michael Zürn diskutierte er im European Bookclub am 9. April, wie Demokratien ihre Zukunftsfähigkeit wiedererlangen können. Jaroslaw Kuisz moderierte die Veranstaltung.
Jan Zielonka, Professor für Politik und Internationale Beziehungen an der Ca’ Foscari Universität Venedig, eröffnete den Abend mit einer kurzen Einführung in sein aktuelles Buch und stellte die Kritik voran, dass Demokratien oft kurzfristige Interessen und nationale Grenzen priorisierten. Das sei ein gravierender Nachteil in einer global vernetzten Welt. Diese Kurzsichtigkeit und der Mangel an grenzüberschreitendem Denken gefährdeten die Handlungsfähigkeit und Legitimität demokratischer Systeme. Zielonka forderte eine Neuausrichtung: Demokratie müsse sich stärker an den Interessen künftiger Generationen orientieren. Nationale Egoismen seien den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht gewachsen
Globale Herausforderungen und Institutionen unter Druck
Michael Zürn, Direktor am WZB Berlin und Professor an der Freien Universität Berlin, ergänzte Zielonkas Thesen mit einer institutionellen Analyse. Zürn betonte, dass internationale Organisationen und globale Governance-Strukturen angesichts der zunehmenden globalen Herausforderungen unter enormem Druck stünden. Der Bedarf an kollektiven Lösungen wachse, doch autoritäre Akteure untergrüben gezielt das Vertrauen in demokratische Prozesse und ihre Fähigkeit, Probleme zu lösen.
Netzwerke als zukunftsfähige Alternative?
Die anschließende Diskussion wurde moderiert von LibDem-Programmdirektor und Senior Fellow Jarosław Kuisz: Zielonkas Vorschlag, Netzwerke – etwa von Städten, NGOs oder supranationalen Institutionen wie der EU und der UN – als Alternative zum starren Nationalstaat zu etablieren, wurde kontrovers diskutiert. Eine der Schwächen bei diesem Ansatz sei, dass Netzwerke selten demokratisch legitimiert seien. Das werfe die Frage auf, wie ihre Verantwortlichkeit und Effizienz sichergestellt werden können. Zudem seien sie durch einen hohen Grad an Intransparenz geprägt.
Plädoyer für die Zukunft
Einigkeit herrschte bei Zielonka und Zürn darüber, dass Demokratien nur mithilfe institutioneller Innovationen und eines neuen Verständnisses von Verantwortung und langfristigem Denken in der Lage sein werden, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu bewältigen.
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