Corona-Krise als Chance?

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Aus der Not keine Tugend machen. Die Pandemie taugt nicht als Weckruf für ein entschleu­nigtes Leben – und der Ausnah­me­zu­stand ist kein Modell für die Klimapolitik.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich schalte inzwi­schen sofort ab, wenn wieder jemand erzählt, dass der Corona­virus doch eine großartige Gelegenheit ist, aus dem Hamsterrad des Kapita­lismus auszu­steigen und ins Nirwana eines beschau­lichen, entschleu­nigten Lebens einzutreten.

Nein, ich will wieder in meinen Betrieb mit meinen Kolle­ginnen, ich will zu meiner Tochter und ihrer Familie nach Israel fliegen, ich will wieder ins Stadion, ins Konzert und Freunde aus aller Welt treffen – kurz: ich will zurück ins pralle moderne Leben.

Diese Seuche ist weder die Strafe für unser sündhaftes Leben noch ein Aufruf, auf den Pfad eines tugend­haften, beschei­denen Lebens einzuschwenken.

Schon klar, dass wir ein paar Lehren aus dieser Erfahrung ziehen müssen. Covid19 erinnert uns daran, dass wir die biolo­gische Welt nie ganz im Griff haben und bessere Vorsorge für künftige Krisen treffen müssen.

Seuchen sind die Begleiter der mensch­lichen Zivili­sation seit ihren frühen Anfängen. Sie haben in früheren Zeiten noch viel verhee­render gewütet – erst die Errun­gen­schaften der modernen Medizin, bessere Hygiene und Aufklärung der Bevöl­kerung konnten das periodische Massen­sterben eindämmen.

Wenn diese Plage was Gutes hat, dann dass wir den Wert öffent­licher Insti­tu­tionen wieder schätzen gelernt haben: ein leistungs­fä­higes Gesund­heits­system, Forschungs­in­stitute, Kinder­gärten, Schulen – und handlungs­fähige, solide Regierungen.

Wir werden künftig auch die Produktion krisen­re­le­vanter Güter – wie medizi­nische Schutz­aus­rüstung – stärker nach Europa zurück­holen, ohne das Kind mit dem Bad auszu­schütten und aus der Globa­li­sierung auszu­steigen. Die ist besser als ihr Ruf.

Vor allem sollten wir uns hüten, aus der Not eine Tugend zu machen und den Ausnah­me­zu­stand der letzten Wochen zum Modell zu erklären. Was soll vorbildlich daran sein, elementare Grund­rechte außer Kraft zu setzen, das öffent­liche Leben lahmzu­legen, uns zuhause einzu­sperren und die Grenzen dicht zu machen?

Besonders gefährlich – und irreführend – ist es, das Corona-Notstands­regime zum Modell für die Klima­po­litik zu erheben nach dem Motto: jetzt seht ihr, was geht, wenn man nur will!

Einen solchen Ausnah­me­zu­stand akzep­tieren die Bürger nur befristet, nicht dauerhaft. Der ökolo­gische Umbau der Indus­trie­ge­sell­schaft ist aber eine Aufgabe für Jahrzehnte – kein Sprint, sondern ein Marathonlauf.

Die Ausbreitung des Virus konnten wir durch die Still­legung des gesell­schaft­lichen Lebens bremsen – den Klima­wandel nicht. Änderungen in unserem Lebensstil sind gut und schön, aber eine Reduktion von Treib­haus­gasen gegen Null erreichen wir damit nicht. Das geht nur durch beschleu­nigte ökolo­gische Innovation und massive Inves­ti­tionen in die Erneuerung unseres Energie­systems, des Verkehrs und der Industrie, also durch mehr Dynamik statt Stillstand.

Es geht um nichts weniger als eine grüne indus­trielle Revolution, den großen Aufbruch in die ökolo­gische Moderne. Unsere wichtigste Ressource ist die Kreati­vität einer offenen Gesell­schaft. Darauf sollten wir bauen, statt mit einem ökolo­gi­schen Notstands­regime zu flirten.

Textende

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