Wie können Polen und Deutschland die Ukraine gemeinsam unterstützen?
LibMod Breakfast Briefing mit dem ehemaligen Botschafter Polens in der Ukraine, Bartosz Cichocki über die Bedeutung von „Travel Diplomacy“, die unterschiedlichen Wahrnehmung der Kriegsgefahr in Polen und Deutschland und über Wege der gemeinsamen Unterstützung für die Ukraine.
Am 1. Februar 2024 veranstaltete das Zentrum Liberale Moderne ein Breakfast Briefing mit Bartosz Cichocki, dem ehemaligen Botschafter Polens in der Ukraine (2019–2023) und Marieluise Beck, die im Januar in Kyjiw und Odesa war.
Moderiert wurde das Gespräch von Irene Hahn-Fuhr, Mitglied im Vorstand des Zentrums Liberale Moderne und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Polnischen Botschaft in Berlin und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit statt.
Bartosz Cichocki hat die Bombardierung der Hauptstadt Kyjiw als Zeitzeuge miterlebt hat und ist trotz der Kampfhandlungen vor Ort geblieben. Er schilderte seine Eindrücke und gab eine Einschätzung der aktuellen geopolitischen Lage sowie möglicher Szenarien zum Kriegsverlauf.
Im Fokus des vertraulichen Austauschs stand die Frage, wie Polen und Deutschland die Ukraine im Kampf gegen die russische Aggression und ums Überleben gemeinsam unterstützen können. Hier wurde die Notwendigkeit unterstrichen, die Unterstützung der Ukraine so sozial, politisch und ökologisch nachhaltig wie möglich zu gestalten – in der Ukraine sowie in den Partnerländern wie Polen und Deutschland. Nur so könne eine langfristige Unterstützung gewährleistet werden.
Deutlich kamen auch die in den polnischen und deutschen Öffentlichkeiten unterschiedliche Wahrnehmungen der Gefahr einer Ausweitung des Krieges auf weitere Länder zum Ausdruck. Während für Polen als direktes Nachbarland und zentrale logistische Drehscheibe für die Waffenlieferungen an die Ukraine der Krieg geographisch – und damit physisch und mental – sehr nahe ist, scheint die Kriegsgefahr für die deutsche Öffentlichkeit immer noch weit weg zu sein.
Um dieser trügerische Ferne entgegenzuwirken – und dem damit verbundenen Unwissen, was Krieg eigentlich für Betroffene bedeutet – wurde über den nicht zu unterschätzenden Einfluss von Reisen in die Ukraine und „Travel Diplomacy“ gesprochen. So berichtete Marieluise Beck über die von LibMod organisierten Reisen für Bundestagsabgeordnete und deren Mitarbeitenden in die Ukraine; von einer solchen Reise ist sie vor wenigen Tagen zurückgekommen.
Die Fragen aus dem Publikum griffen viele Aspekte zum europäischen und auch transatlantischen Kontext der Debatte auf. Es ging u.a. um die Chance einer Wiederbelebung des Weimarer Dreiecks für eine geschlossene Verhandlungsposition gegenüber Russland, die Notwendigkeit, geopolitisch und geostrategisch zu denken und zu handeln, sowie den Umgang mit Meinungsumfragen und russischer Desinformation.
Angesichts der Tatsache, dass die Sicherheit und Freiheit aller Europäerinnen und Europäer auf dem Spiel stehen und die Zeit drängt, waren sich alle einig, worauf es jetzt ankommt: auf einen konstruktiven, bi- und multilateraler Austausch der Schlüsselakteure, darunter Deutschland und Polen – und vor allem auf ein schnelles und geschlossenes Handeln bei der Unterstützung der Ukraine.
Hat Ihnen unser Beitrag gefallen? Dann spenden Sie doch einfach und bequem über unser Spendentool. Sie unterstützen damit die publizistische Arbeit von LibMod.
Spenden mit Bankeinzug
Spenden mit PayPal
Wir sind als gemeinnützig anerkannt, entsprechend sind Spenden steuerlich absetzbar. Für eine Spendenbescheinigung (nötig bei einem Betrag über 200 EUR), senden Sie Ihre Adressdaten bitte an finanzen@libmod.de
Verwandte Themen
Newsletter bestellen
Mit dem LibMod-Newsletter erhalten Sie regelmäßig Neuigkeiten zu unseren Themen in Ihr Postfach.