“Russia’s War of Aggression Against Ukraine. Challenges of Documenting and Prose­cuting War Crimes“ Conference

Wie kann Russland für die Kriegs­ver­brechen in der Ukraine zur Verant­wortung gezogen werden? Welche Bedeutung hat der Krieg für die Zukunft Europas? Exper­tinnen und Experten aus Wissen­schaft, Zivil­ge­sell­schaft und Politik disku­tierten diese Fragen auf der inter­na­tio­nalen Konferenz „Russia’s War of Aggression Against Ukraine. Challenges of Documenting and Prose­cuting War Crimes.“

Die inter­na­tionale Konferenz, die vom polni­schen Pilecki-Institut in Koope­ration mit dem Zentrum Liberale Moderne ausge­richtet wurde, beleuchtete vom 1. bis 3. Februar den russi­schen Angriffs­krieg aus histo­ri­scher und juris­ti­scher Perspektive. Renom­mierte Wissen­schaft­le­rinnen und zivil­ge­sell­schaft­liche Experten aus der Ukraine, Deutschland, Polen, den USA und Großbri­tannien disku­tierten intensiv über Ursachen, Charakter und Auswir­kungen des Krieges – und über die von Gewalt geprägte Geschichte des postso­wje­ti­schen Raums. Ein beson­derer Schwer­punkt lag dabei auf der straf­recht­lichen Verfolgung russi­scher Kriegs­ver­brechen in der Ukraine.

„Der russische Angriffs­krieg ist ein massiver Angriff gegen die europäische Sicher­heits­ordnung, gegen das Völker­recht und gegen alle liberalen Bestre­bungen in Mittel­ost­europa,“ sagte Ralf Fücks, Gründer und Geschäfts­führer des Zentrums Liberale Moderne, in seiner prägnanten Eröff­nungsrede, „wenn Russlands völker­mör­de­rische Kriegs­führung ungestraft bleibt, liegt das Völker­recht in Trümmern. Und wenn Putin mit seinem Angriff auf die Ukraine Erfolg hat, könnte sich dieser Krieg nur als ein Zwischen­spiel für den nächsten, noch größeren Krieg zwischen Russland und dem Westen erweisen. Es geht um Europas ureigene Inter­essen, um unsere Sicherheit und um die Vertei­digung einer werte­ba­sierten inter­na­tio­nalen Ordnung.“

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Auf welches Erbe stützt sich die heutige Außen­po­litik Russlands? Professor Mark Kramer, Direktor des „Cold War Studies“-Projekts der Harvard University, setzte in seiner aufschluss­reichen Keynote Address den aktuellen Krieg in Beziehung zu den militä­ri­schen Inter­ven­tionen der Sowjet­union und der Russi­schen Föderation (als Nachfol­ge­staat) nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – und beleuchtete sie vor dem Hinter­grund der Genfer Konventionen.

Dr. Iryna Solonenko, Direk­torin des Ukraine-Programms des Zentrums Liberale Moderne, kommen­tierte Kramers Rede: „Der russische Krieg und seine Verbrechen sind Instru­mente von etwas Größerem, das schon seit Jahrhun­derten andauert. Damit meine ich den russi­schen Imperia­lismus: die Verleugnung der Handlungs­fä­higkeit der Ukraine, die Verleugnung der eigenen Sprache und Identität und des Rechts der Ukraine, ein souve­räner Staat zu sein.“ Sie ergänzte: „Russland hat nie die Verant­wortung für seine Verbrechen übernommen. Im Gegenteil, das heutige Russland baut bewusst auf dem Erbe des russi­schen Imperiums und der Sowjet­union auf: Stalin wird verherr­licht, der Holodomor wird geleugnet.“ Solonenko betonte außerdem, dass Russland auch für die Verbrechen, die zwischen 2014 und 2022 auf dem Terri­torium der Ukraine begangen wurden, zur Rechen­schaft gezogen werden müsse.

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Welche Völker­rechts­ver­brechen begeht Russland im Krieg gegen die Ukraine? Und wie kann Russland dafür zur Verant­wortung gezogen werden? Marie­luise Beck, Senior Fellow beim Zentrum Liberale Moderne, disku­tierte über diese Fragen mit Dr. Anton Korynevych (Ständiger Vertreter im ukrai­ni­schen Außen­mi­nis­terium), Jadwiga Rogoża (Centre for Eastern Studies – OSW), David Schlaefer (Büro für Inter­na­tionale Straf­justiz im US-Außen­mi­nis­terium) und dem Völker­rechts­pro­fessor William Schabas (Middlesex University in London), der die zweite Keynote Address gehalten hatte. Beck betonte die Voraus­setzung für eine völker­recht­liche Verfolgung Russlands: „Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen und Russland muss diesen Krieg verlieren – das sind die Voraus­set­zungen, damit Russland für seine Verbrechen zur Rechen­schaft gezogen werden kann.“ In der kontro­versen Diskussion ging es auch um die Frage, welches Instrument am besten geeignet ist, um Russland für das Verbrechen der Aggression zur Verant­wortung zu ziehen: ein inter­na­tio­nales Tribunal, ein hybrides Tribunal, das auf natio­nalem Recht fußt und mit inter­na­tio­nalen Richtern besetzt ist – oder ein modifi­zierter und gestärkter Inter­na­tio­naler Strafgerichtshof.

Zum Abschluss der wichtigen dreitä­gigen Konferenz schließlich sprachen die Profes­sorin Magdalena Gawin (Direk­torin des Pilecki-Instituts) und Ralf Fücks mit weiteren Gästen über die Folgen des Krieges für Europa. Fücks warnte in der Diskussion davor, den Krieg als gewonnen zu betrachten. „Wir sollten die Entschlos­senheit des russi­schen Regimes, bis zum Ende durch­zu­halten, und die Möglichkeit, dass der Westen bei der Unter­stützung der Ukraine müde wird, nicht unter­schätzen. Es hängt sehr stark von uns – dem Westen – ab, ob die Ukraine durch­halten wird,“ so Fücks, „in unserem eigenen Interesse muss die Ukraine diesen Krieg gewinnen, ein Sonder­tri­bunal muss einge­richtet werden und russi­sches Staats­ver­mögen muss für den Wieder­aufbau verwendet werden.“

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