80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz: Ukrai­ni­scher Holocaust-Überle­bender Roman Schwarzman spricht am 29. Januar im Deutschen Bundestag

Tod durch Erschießen, durch Erschlagen, Tod durch Verbrennen – rund anderthalb Millionen Juden wurden in Mittel­ost­europa so ermordet, noch bevor die Gaskammern von Auschwitz konzi­piert waren. Der Ukrainer Roman Schwarzman überlebte diese Vernichtung und hat sein Leben der Sicht­bar­ma­chung des Leidens­weges der ukrai­ni­schen Juden gewidmet. Am 29. Januar spricht er neben Bundes­prä­sident Frank-Walter Stein­meier im Deutschen Bundestag.

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Massen­ver­nich­tungs­lagers Auschwitz zum 80. Mal. Auschwitz und andere Vernich­tungs­lager stehen symbo­lisch für die Shoa. Doch noch bevor die Gaskammern konzi­piert waren, die jüdisches Leben in Europa auslö­schen sollten, starben in Mittel­ost­europa rund anderthalb Millionen Juden bei Massenerschießungen.

Dieser Teil der Shoa, der mit der deutschen Besatzung nach Polen und in die damalige Sowjet­union kam, war neben dem Tod durch Massen­er­schie­ßungen ein Tod durch Verbrennen, ein Tod durch Erschlagen. Der franzö­sische Priester Patrick Desbois gab diesem Teil der Vernich­tungs­ge­schichte des jüdischen Volkes den Titel: „Shoa durch Kugeln“.

Massaker von Babyn Jar

Allein in der Ukraine gab es etwa 2 000 solcher Erschie­ßungs­plätze. Kaum einer von ihnen ist gekenn­zeichnet. Erst langsam nähert sich Deutschland diesem Teil des histo­ri­schen Erbes, das immer mit der deutschen Willkür­herr­schaft über die balti­schen Staaten, Polen, Belarus und die Ukraine verbunden sein wird. Vor den Toren von Kyjiw wurden in einem Tal außerhalb der Stadt etwa 30 000 Menschen erschossen. Per Hand. One by one. Erst eine Flut brachte die Spuren dieses unvor­stell­baren Verbre­chens hervor. Heute kennen wir den Namen Babyn Jar, der für diese Vernichtung steht.

Odesi­ti­sches Babyn Jar

In Odesa war die Vernichtung der jüdischen Bevöl­kerung nicht weniger grausam. Deutsche und rumänische Truppen hatten die Stadt umstellt und wüteten in ihr, als die Vertei­diger aufgeben mussten. Nach einem Anschlag auf eine Stadt­kom­man­dantur beschlossen die Besatzer, die jüdische Bevöl­kerung der Stadt in neun von der Roten Armee aufge­lassene Muniti­ons­ba­racken zu treiben. Als Vergeltung für den Tod von einigen Militärs wurden diese Baracken mit Brenn­stoff übergossen und 25 000 Menschen bei leben­digem Leibe verbrannt. Schon lange nennen die Odesiter dieses Ereignis das „odesi­tische Babyn Jar“.

Überle­bender Roman Schwarzman

Roman Schwarzman hat sein Leben der Sicht­bar­ma­chung dieses Leidens­weges der ukrai­ni­schen Juden gewidmet. Viele Jahre haben das Zentrum Liberale Modern und die Bundes­re­gierung zusammen mit der Stadt Odesa und den jüdischen Opfer­ver­bänden daran gearbeitet, mit einem Gedenkort diesen Ort der Vernichtung zu kennzeichnen. Der Überfall der russi­schen Armee hat diese Arbeit abrupt beendet.

Wir sind Roman Schwarzman von Herzen dankbar, dass er uns die Hand zur Versöhnung gereicht hat.

An diesem 29. Januar, dem Gedenktag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee wird Roman Schwarzman nach Bundes­prä­sident Frank-Walter Stein­meier im Deutschen Bundestag sprechen. Die Gedenk­ver­an­staltung wird ab 14 Uhr live übertragen auf www.bundestag.de  sowie im Parlamentsfernsehen.

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