Israel und Palästina – Wege aus Krieg, Terror und Besatzung

Foto: Shut­ter­stock

Ange­sichts des Ausmaßes von Gewalt und Feind­se­lig­keit seit dem 7. Oktober scheint eine poli­ti­sche Lösung des israe­lisch-paläs­ti­nen­si­schen Konflikts weit entfernt. Zugleich ist sie drin­gender als je zuvor. Ein neues LibMod-Projekt will gemeinsam mit Expert/​Innen aus der Region die Chancen für eine 2‑Staaten-Lösung und für Sicher­heit und Zusam­men­ar­beit im Nahen Osten ausloten.

Der barba­ri­sche Terror­an­griff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 war eine Zäsur für das Land, aber auch für Juden und Jüdinnen weltweit. Er war der schlimmste Angriff auf Juden seit dem Holocaust. Als Antwort auf dieses Massaker hat Israel sein Recht auf Selbst­ver­tei­di­gung wahr­ge­nommen und begonnen, die mili­tä­ri­sche Infra­struktur der Hamas in Gaza zu zerstören. Der andau­ernde Krieg kostete leider auch Tausende von zivilen Opfern das Leben, da sich die Hamas mit ihren mili­tä­ri­schen Anlagen syste­ma­tisch in zivilen Einrich­tungen wie Kran­ken­häu­sern, Schulen und Wohn­quar­tieren verschanzt hat.

So haben der Terror­an­griff und der folgende Krieg eine paradoxe Situation geschaffen. Einer­seits wurden die Gräben zwischen Israelis und Paläs­ti­nen­sern weiter aufge­rissen, neue Traumata geschaffen, die Feind­se­lig­keit und das gegen­sei­tige Miss­trauen vertieft. Gleich­zeitig ist klar geworden, dass der Status quo von sich wieder­ho­lenden Kriegen und anhal­tender Besatzung ohne Aussicht auf eine poli­ti­sche Lösung unhaltbar geworden ist.

Die israe­li­sche Strategie eines bloßen Manage­ments des Konflikts ist geschei­tert. Auf der anderen Seite führt die Strategie des Terrors gegen Israel die Paläs­ti­nenser in eine aussichts­lose Lage.

Eine poli­ti­sche Lösung des Konfliktes ist deshalb dring­li­cher denn je, zumal Israel ein Mehr­fron­ten­krieg mit dem Iran und seinen Verbün­deten droht. Eine Verstän­di­gung zwischen Israel und den Paläs­ti­nen­sern, die Sicher­heit und Selbst­be­stim­mung für beide Seiten schafft, ist auch ein wichtiger Baustein für eine umfas­sen­dere Sicher­heits­ar­chi­tektur im Nahen Osten.

In dieser schwie­rigen Lage haben wir ein Projekt gestartet, das Möglich­keiten einer poli­ti­schen Lösung des israe­lisch-paläs­ti­nen­si­schen Konflikts ausloten soll. Seit dem Sommer haben wir ein Netzwerk aus Experten und Exper­tinnen aus Israel und den paläs­ti­nen­si­schen Gebieten, aus Jordanien, Ägypten und Saudi-Arabien, den USA und Deutsch­land geknüpft. Gemeinsam wollen wir in einem konstruk­tiven Dialog fried­liche Wege aus Krieg, Terror und Besatzung im Nahen Osten aufzeigen. Eine israe­lisch-paläs­ti­nen­si­sche Verstän­di­gung sollte – in Anlehnung an den euro­päi­schen KSZE Prozess – Teil einer umfas­sen­deren Allianz für Sicher­heit und Zusam­men­ar­beit im Nahen Osten unter Einschluss Israels werden. Wenn es eine Chance auf Frieden geben soll, müssen die regio­nalen Akteure und Staaten eine zentrale Rolle in diesem Prozess spielen. Das gilt auch für die notwen­digen Sicher­heits­ga­ran­tien für Israel wie für die Palästinenser.

Grundlage für eine poli­ti­sche Lösung werden die vorlie­genden Konzepte einer Zwei­staa­ten­lö­sung sein, die vor dem Hinter­grund der verän­derten Rahmen­be­din­gungen aller­dings ein „Update“ brauchen. Eine zentrale Frage wird sein, wieviel Sepa­rie­rung und wie viel Zusam­men­ar­beit es künftig zwischen Israel und dem künftigen paläs­ti­nen­si­schen Staat geben soll.

Klar ist auch: Es wird keine Zwei­staa­ten­lö­sung geben, solange Israel befürchten muss, dass ein paläs­ti­nen­si­scher Staat zur Basis für weitere Terror­at­ta­cken und Rake­ten­an­griffe wird.  Zugleich ist die Lösung des israe­lisch-paläs­ti­nen­si­schen Konfliktes auch für die Zukunft Israels als jüdischer und demo­kra­ti­scher Staat von zentraler Bedeutung. Die unwürdige Situation von Millionen Paläs­ti­nen­sern unter israe­li­scher Besatzung muss möglichst schnell beendet werden. Auch mit Blick auf die Bedrohung Israels durch den Iran und seine Verbün­deten, aber auch für die Frage, was aus der israe­li­schen Demo­kratie wird, muss der Konflikt mit den Paläs­ti­nen­sern befriedet werden. Ohne greifbare Perspek­tive für eine poli­ti­sche Lösung ist jeder Waffen­still­stand eine bloße Atempause bis zum nächsten Krieg.

Am 8.  und 9. Oktober wird das erste Netz­werktreffen in Berlin statt­finden. Auch wenn unser Projekt unter denkbar ungüns­tigen Bedin­gungen beginnt, haben wir die starke Hoffnung, dass nur ein offener Dialog zwischen den verstän­di­gungs­be­reiten Kräften am Ende zu einem fried­li­chen Zusam­men­leben aller Völker im Nahen Osten beitragen wird.

Kerstin Müller & Ralf Fücks

7. Oktober 2024

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