Offener Brief: Europas Stunde der Wahrheit – Ein Appell, die Ukraine mit einer vereinten Kraft­an­strengung zu unterstützen

In einem Appell an die Bundes­re­gierung und ihre europäi­schen Partner fordern zahlreiche Personen des öffent­lichen Lebens aus Deutschland und Europa eine gemeinsame Kraft­an­strengung der europäi­schen Demokratien, damit die Ukraine sich erfolg­reich gegen den russi­schen Angriffs­krieg vertei­digen kann. Ein Erfolg der russi­schen Aggression gegen die Ukraine wäre Schlag gegen die europäische Sicherheit. Auch das demokra­tische Projekt Europa wäre ins Mark getroffen.

Zur Intention des Aufrufs erklärt Ralf Fücks, Direktor des Zentrums Liberale Moderne: „Der Krieg in der Ukraine ist in einer kriti­schen Phase. Die brutale Eskalation der Luftan­griffe gegen ukrai­nische Städte wird flankiert von einer russi­schen Offensive an allen Fronten. Putin setzt auf einen militä­ri­schen Sieg. Wenn auf die ameri­ka­nische Unter­stützung kein Verlass mehr ist, schlägt die Stunde der Wahrheit für Europa: Sind wir politisch handlungs­fähig oder lassen wir unsere Zukunft von Trump und Putin bestimmen?“
Der Appell formu­liert eine Reihe konkreter Handlungs­emp­feh­lungen an die Adresse der Bundes­re­gierung und ihrer europäi­schen Partner, um die Ukraine militä­risch und politisch zu stärken. Sie können sofort angegangen werden, wenn wir den politi­schen Willen dafür aufbringen.

 

Offener Brief
Europas Stunde der Wahrheit
Ein Appell, die Ukraine mit einer vereinten Kraft­an­strengung zu unterstützen

Das Hin und Her der Trump-Adminis­tration bei der Waffen­hilfe für die Ukraine erfolgt mitten in einer russi­schen Offensive an allen Fronten und einer brutalen Eskalation des Luftkriegs gegen ukrai­nische Städte.

Mit Flugabwehr allein gewinnt man keinen Krieg. Aber ohne hinrei­chende Luftver­tei­digung wächst die Gefahr einer Niederlage. Zudem schwächt ein Stopp des ameri­ka­ni­schen Nachschubs für Raketen­werfer und andere Waffen­systeme die Kampf­kraft der Ukraine.

Putin wird die Signale aus Washington als Einladung werten, den Krieg mit aller Härte fortzu­setzen. Mit seiner Ablehnung eines bedin­gungs­losen Waffen­still­stands hat der russische Präsident bekräftigt, worum es ihm geht: die ganze Ukraine wieder unter russische Vorherr­schaft zu zwingen. Putin setzt auf einen militä­ri­schen Sieg. Russland wird erst dann bereit sein, die Ukraine in Frieden zu lassen, wenn es den Krieg zu verlieren droht.

Wenn auf die ameri­ka­nische Politik kein Verlass mehr ist, schlägt die Stunde der Wahrheit für Europa. Jetzt muss sich zeigen, ob wir in der Lage sind, eigen­ständig und entschlossen zu handeln. Ein Erfolg des russi­schen Aggres­si­ons­kriegs gegen die Ukraine wäre eine massive Bedrohung der europäi­schen Sicherheit. Auch das demokra­tische Projekt Europa wäre bis ins Mark getroffen.

Die angespannte Lage erfordert eine konzer­tierte Kraft­an­strengung der europäi­schen Demokratien, um die Vertei­digung der Ukraine sicher­zu­stellen. Wir rufen die Bundes­re­gierung auf, gemeinsam mit anderen europäi­schen Regie­rungen die Militär­hilfe für die Ukraine erheblich aufzu­stocken und zu beschleunigen.

Folgende Maßnahmen sollten umgehend ergriffen werden:

  • Zügige Lieferung von Flugab­wehr­sys­temen aus europäi­schen Beständen zur Abwehr der russi­schen Drohnen- und Raketenangriffe.
  • Als Druck­mittel gegenüber der Trump-Adminis­tration sollte ein Junktim zwischen europäi­schen Waffen­käufen in den USA und der Freigabe der zugesagten Liefe­rungen an die Ukraine erwogen werden.
  • Ankauf ameri­ka­ni­scher Waffen­systeme, die nicht kurzfristig durch europäische Produkte ersetzt werden können, zur Weiter­leitung an die Ukraine.
  • Rascher Ausbau der ukrai­ni­schen Rüstungs­in­dustrie in Koope­ration mit europäi­schen Unter­nehmen. Dafür müssen Finanz­hilfen und Bürgschaften aufge­stockt werden.
  • Stärkung der ukrai­ni­schen Luftwaffe mit neuen Flugzeugen, elektro­ni­schen Systemen und moderner Bewaffnung.
  • Umgehende Vergabe umfang­reicher Beschaf­fungs­auf­träge an die europäische Rüstungs­in­dustrie mit dem Ziel, die Ukraine vollständig aus europäi­scher Produktion unter­stützen zu können.
  • Nicht zuletzt müssen wir die Fähigkeit der Ukraine stärken, russische Rüstungs­be­triebe, Luftwaf­fen­stütz­punkte und logis­tische Knoten­punkte der russi­schen Armee zu zerstören. Dafür sind neben Drohnen auch Lenkwaffen großer Reich­weite erforderlich.

Europa muss jetzt sein ganzes Gewicht in die Waagschale werfen, um die Ukraine zu unter­stützen und Russland zum Frieden zu zwingen.

Unterzeichner/​innen

Felix Ackermann, FernUni­ver­sität in Hagen (Germany)
Anders Aslund, Economist & author (Sweden)
Marie­luise Beck, Senior Fellow, Centre for Liberal Modernity (Germany)
Jan C. Behrends, Professor, Leibniz Centre for Contem­porary History (Potsdam, Germany)
Daniel Cohn-Bendit, Publicist, former Member of the European Parliament (Germany)
Franziska Davies, Leibniz Centre for Contem­porary History (Potsdam, Germany)
Christian Dietrich, Pastor (Germany)
Sabine Döring, Former State Secretary (Germany)
Thomas Enders, President, German Council on Foreign Relations (DGAP) (Germany)
Sabine Fischer, Expert on Eastern Europe, Berlin
Arndt Freytag von Loring­hoven, Former Ambassador of the Federal Republic of Germany to Poland
Karsten Friis, Research NUPI‘s Research Group on Security and Defence (Norway)
Ralf Fücks, Managing Director, Centre for Liberal Modernity (Germany)
Gustav Gressel, National Defence Academy (Vienna, Austria)
Paul Grod, President, Ukrainian World Congress  (Canada)
Rebecca Harms, Former Member of the European Parliament (Germany)
Pavel Havlicek, Research Fellow, Association for Inter­na­tional Affairs (AMO) (Czech Republic)
Patrick Heinemann, Lawyer (Freiburg im Breisgau, Germany)
Toomas Hendrik, Ilves, Former President of Estonia
Henning Hoppe, Professor of Solid State Chemistry, University of Augsburg (Germany)
Pavlo Klimkin, Former Ukrainian Foreign Minister
Gerd Koenen, Publicist (Germany)
Wojciech Kononczuk, Director of the Warsaw Centre for Eastern Studies (OSW) (Poland)
Ilko-Sascha Kowalczuk, Historian (Berlin, Germany)
Jaroslaw Kuisz, „Kultura Liberalna“ (Warsaw) and Senior Fellow at the Centre for Liberal Modernity (Berln)
Dmytro Kuleba, Former Ukrainian Foreign Minister
Sergey Lagodinsky, MdEP, The Greens/​EFA in the European Parliament
Sabine Leutheusser-Schnar­ren­berger, Former Federal Minister of Justice, Deputy Chair of the Friedrich Naumann Foundation for Freedom (Germany)
Wolf Lotter, Publicist (Germany/​ Austria)
John Lough, Associate Fellow, Russia & Eurasia Programme, Chatham House (UK)
Edward Lucas, Columnist, The Times (UK)
Orysia Lutsevych, Deputy Director of the Russia and Eurasia Programme, Chatham House (UK)
Marko Martin, Writer (Germany)
Carlo Masala, Chair for Inter­na­tional Politics, Bundeswehr University Munich (Germany)
Jörg Mathes
Stefan Meister, German Council on Foreign Relations
Marie Mendras, Professor, Sciences Po Paris (France)
Herta Müller, Writer, Nobel Prize in Literature (Germany)
Kerstin Müller, Former Minister of State (Germany)
Lars Peder Nordbakken, Civita (Norway)
Žygimantas Pavilionis, Foreign Affairs Committee, Lithuanian Parliament
Annette Peter
Ruprecht Polenz, President of the German Association for East European Studies
Eva Quistorp, MEP, theologian, author, Ukraine lobbyist in the European Parliament
Katharina Raabe, Publi­shing editor (Germany)
Hedwig Richter, Professor of Modern and Contem­porary History, Bundeswehr University Munich
Kateryna Rietz-Rakul, Head of the Repre­sen­tative Office of the Ukrainian Institute in Germany
Manfred Sapper, Editor, Editor, Osteuropa, German Association for East European Studies
Gwendolyn Sasse, Scien­tific Director, Centre for East European and Inter­na­tional Studies (Germany)
Irina Scher­bakowa, Memorial (Russia /​ Germany)
Karl Schlögel, Professor emeritus, East European historian (Berlin, Germany
Richard Schröder, Emeritus Professor (Theology) (Germany)
Martin Schulze Wessel, Professor at the Ludwig Maximilian University of Munich (Germany)
Roman Schwarzman, Holocaust survivor (Odesa, Ukraine)
Timothy Snyder, Professor at Yale University and the University of Toronto (USA/​ Canada)
Corinna Spott
Friede Springer
Oleksandr Sushko, Executive Director, Inter­na­tional Renais­sance Foundation (Ukraine)
Nicolas Tenzer, Guest professor at Sciences Po Paris (France)
Sebastian Turner
Andreas Umland, Analyst, Stockholm Centre for Eastern European Studies (SCEEUS)
Caroline von Gall, German Association for Eastern European Studies
Barbara von Ow-Freytag, Journalist & expert on Eastern Europe, Russia & Central Asia (Germany)
Karolina Wigura, Kultura Liberalna Foundation, Senior Fellow at the Centre for Liberal Modernity (Poland/​Germany)
Guntram Wolff, Professor of Economics at the Solvay Brussels School of Université libre de Bruxelles (Belgium
Jan Zielonka, Ralf Dahrendorf Profes­sorial Fellow at St Antony’s College (UK)
Michael Zürn, Political scientist (Germany)

Kontakt
Oliver Geheeb, Leiter Öffentlichkeitsarbeit
Zentrum Liberale Moderne
T +49 30 577 125 819
oliver.geheeb@libmod.de

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